Check24-Zentrale in München: „Seine Marktposition nutzt das Unternehmen skrupellos aus – etwa gegenüber Versicherern, die auf das Vergleichsportal angewiesen sind“, berichtet „Capital“ in seiner Ausgabe 01/2021. © picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON
  • Von Lorenz Klein
  • 21.12.2020 um 11:37
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Viele Finanzunternehmen „hängen an der Nadel von Check24“, zitiert „Capital“ einen Versicherungsmanager, der anonym bleiben will. Das Vergleichsportal nutze seine starke Markposition gegenüber Versicherern skrupellos aus, berichtet das Wirtschaftsmagazin in seiner aktuellen Ausgabe und beruft sich dabei auf Brancheninsider.

Das Wirtschaftsmagazin „Capital“ hat in seiner neuesten Ausgabe (01/2021) umfassende Innenansichten über das Vergleichsportal Check24 geliefert – und das Porträt dürfte dem als Versicherungsmakler registrierten Branchenriesen aus München, der stark und stetig wächst, überhaupt nicht gefallen.   

Check24 sei ein Unternehmen „im permanenten Unruhezustand, ständig auf der Suche nach Neugeschäft“, berichten die „Capital“-Redakteure in ihrem sechsseitigen Artikel mit dem bezeichnenden Titel „Schreck24“ (kostenpflichtig). Demnach pflegen die Münchner nicht nur betriebsintern, sondern auch im Verhältnis zu Geschäftspartnern, einen „Kampf mit harten Bandagen“. Check24 nutze seine Marktposition „skrupellos aus – etwa gegenüber Versicherern, die auf das Vergleichsportal angewiesen sind“, so der harsche Vorwurf der Autoren. Dabei beruft sich „Capital“ auf verschiedene Brancheninsider, die nicht namentlich genannt werden möchten – aber ausführlich zu Wort kommen.

„Die Verträge haben es in sich“, wird unter anderem ein Versicherungsmanager zitiert, der in direkten Verhandlungen mit Check24 gestanden haben soll. Beim Aushandeln der Provision für die bei Check24 gelisteten Versicherungsprodukte habe es „keinen großen Spielraum“ gegeben, heißt es. Beispielsweise müsse sein Unternehmen pro abgeschlossener Kfz­-Versicherung 100 Euro an das Vergleichsportal bezahlen, so der Manager.

Auf Dauer nicht durchzuhalten

Außerdem habe er als Vertragspartner von Check24 dem Portal das Recht einräumen müssen, „seine Kunden jedes Jahr über neue Angebote zu ,informieren‘“. Folge der Kunde den Hinweisen und wechsele bereits nach einem Jahr die Versicherung, mache sein Unternehmen Verlust, so der Manager, während Check24 erneut an der Provision verdiene. Auf Dauer sei das nicht durchzuhalten, wird der Mann zitiert. Gleichzeitig erwarte Check24 von seinen Versicherungspartnern, dass sie auf ihren eigenen Websites den gleichen Preis wie auf der Plattform anböten, wie es auch bei Hotelportalen üblich sei. „Die Anbieter können dann nicht mit Preismodellen experimentieren, sondern müssen ihr komplettes Angebot nach dem Vergleichsportal ausrichten“, schlussfolgert „Capital“.

Tausche Wachstum gegen Unabhängigkeit

„Wem die Bedingungen nicht schmecken, der müsse ja nicht auf der Plattform sein“, fassen die beiden „Capital“-Redakteure die „stets gleiche Drohkulisse“ zusammen, die Check24 in den Verhandlungen mit den Versicherern anwende. Viele Finanzunternehmen „hängen an der Nadel von Check24“, heißt es weiter. „Kurzfristig bekommen sie ohne das Portal kein Wachstum, doch langfristig machen sie sich abhängig.“

Mit welchen weiteren Vorwürfen sich Check24 konfrontiert sieht, wie sich das Unternehmen verteidigt, was das Portal so erfolgreich macht und warum es dennoch auf einen noch viel größeren Marktspieler – nämlich Google – angewiesen ist, erfahren Sie in „Capital“ (01/2021), die es hier zum kostenpflichtigen Download gibt.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Joachim Schiffer
Vor 3 Jahren

Wer sich mit solchen Unternehmen auf Geschäfte einlässt, ist selbst schuld. Vermeintlich ist der Verbraucher Gewinner in diesem ruinösen Wettbewerb, in der Realität sieht es aber ganz anders aus. Die Schadenaufwendungen je Schadenfall ändern sich nicht, daher wird nach einem verlockenden Erstjahresangebot gnadenlos angepasst. Ergebnis – der Versicherer wird wieder gewechselt und schon wieder verdient check24 Geld wegen neuer Vermittlerprovision. Irgendwann ist das “Spiel zu Ende gespielt” und die Zeche muss von der Allgemeinheit bezahlt werden.

Hans-Jürgen Kaschak
Vor 3 Jahren

Hier zeige ich überhaupt kein Mitleid mit den Produktlieferanten, welche im Wahn der Datensatzgier die hoch qualifizierte Zunft der beratenden Dienstleister mit Unterstützung der Onlineplattformen radikal vom Markt drängen und nur noch auf Leben- und Krankengeschäft im privaten Kontext verdrängen möchten. Ein Versicherungsmakler erhält zwischen 2-8% der Nettobeiträge bei der KFZ Versicherung als zu versteuernde Bruttoprovision, womit man bei einem Beitrag von 500,– € im Schnitt bei 25 € liegt. Hierfür leistet man dann auch noch eine Menge an Dienstleistung. Gleichzeitig werden stets neue Plattformen durch Investoren mit z.T. 3 stelligen Millionenbeträgen finanziert um Datensätze und Provisionen einzusammeln. Die Anbieter machen es mit oder beteiligen sich z.T., wie z.B. die Allianz, selbst Millionenschwer direkt an solchen Plattformen. Auf der Strecke bleibt die Beratung, was sich langfristig in allen Bereichen der Absicherung und Vorsorge negativ bemerkbar machen wird. Zudem wurden in den letzten 15 Jahren über 300 tsd. Berater eliminiert und weitere 100 tsd. werden in den nächsten 5-8 Jahren folgen, worüber keiner spricht. Mit der Forcierung der digitalen Absatzkanäle graben sich die Produktlieferanten letztlich selbst Ihr Grab, was einige alsbald auch spüren werden. Nur dann ist es zu spät wieder umzuschalten, weil es eben keine Berater mehr geben wird welche einen solchen Job noch machen möchten!

    Halman
    Vor 3 Jahren

    Sehr gut und sachlich geschrieben. Allianz ist wirklich ein gutes Beispiel. Sie tanzen auf vielen Hochzeiten und die Allianzberater bluten dabei langsam aus. Menschen dienen Aktiengesellschaften einfach nur zur Gewinnmaximierung. Da darf sogar bewusst gelogen werden. Wir investieren nicht in Kohle sagen die Prospekte, doch auch das stimmt nicht. Eigentlich doch nicht so schlecht, dass Check24 den Konzernen mal zeigt, es gibt noch bessere Heuschrecken…

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Joachim Schiffer
Vor 3 Jahren

Wer sich mit solchen Unternehmen auf Geschäfte einlässt, ist selbst schuld. Vermeintlich ist der Verbraucher Gewinner in diesem ruinösen Wettbewerb, in der Realität sieht es aber ganz anders aus. Die Schadenaufwendungen je Schadenfall ändern sich nicht, daher wird nach einem verlockenden Erstjahresangebot gnadenlos angepasst. Ergebnis – der Versicherer wird wieder gewechselt und schon wieder verdient check24 Geld wegen neuer Vermittlerprovision. Irgendwann ist das “Spiel zu Ende gespielt” und die Zeche muss von der Allgemeinheit bezahlt werden.

Hans-Jürgen Kaschak
Vor 3 Jahren

Hier zeige ich überhaupt kein Mitleid mit den Produktlieferanten, welche im Wahn der Datensatzgier die hoch qualifizierte Zunft der beratenden Dienstleister mit Unterstützung der Onlineplattformen radikal vom Markt drängen und nur noch auf Leben- und Krankengeschäft im privaten Kontext verdrängen möchten. Ein Versicherungsmakler erhält zwischen 2-8% der Nettobeiträge bei der KFZ Versicherung als zu versteuernde Bruttoprovision, womit man bei einem Beitrag von 500,– € im Schnitt bei 25 € liegt. Hierfür leistet man dann auch noch eine Menge an Dienstleistung. Gleichzeitig werden stets neue Plattformen durch Investoren mit z.T. 3 stelligen Millionenbeträgen finanziert um Datensätze und Provisionen einzusammeln. Die Anbieter machen es mit oder beteiligen sich z.T., wie z.B. die Allianz, selbst Millionenschwer direkt an solchen Plattformen. Auf der Strecke bleibt die Beratung, was sich langfristig in allen Bereichen der Absicherung und Vorsorge negativ bemerkbar machen wird. Zudem wurden in den letzten 15 Jahren über 300 tsd. Berater eliminiert und weitere 100 tsd. werden in den nächsten 5-8 Jahren folgen, worüber keiner spricht. Mit der Forcierung der digitalen Absatzkanäle graben sich die Produktlieferanten letztlich selbst Ihr Grab, was einige alsbald auch spüren werden. Nur dann ist es zu spät wieder umzuschalten, weil es eben keine Berater mehr geben wird welche einen solchen Job noch machen möchten!

    Halman
    Vor 3 Jahren

    Sehr gut und sachlich geschrieben. Allianz ist wirklich ein gutes Beispiel. Sie tanzen auf vielen Hochzeiten und die Allianzberater bluten dabei langsam aus. Menschen dienen Aktiengesellschaften einfach nur zur Gewinnmaximierung. Da darf sogar bewusst gelogen werden. Wir investieren nicht in Kohle sagen die Prospekte, doch auch das stimmt nicht. Eigentlich doch nicht so schlecht, dass Check24 den Konzernen mal zeigt, es gibt noch bessere Heuschrecken…

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