Die Zentrale der Verbraucherzentrale Hamburg liegt in direkter Nähe zum Hauptbahnhof. © Jochen Knobloch
  • Von Lorenz Klein
  • 25.07.2019 um 16:44
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Die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) ist der Ansicht, dass Sofortrenten mit zu hohen Kosten belastet sind. Demnach ergab eine stichprobenartige Überprüfung bei fünf Versicherern, dass Kunden bis zu 6 Prozent des Verrentungsbetrags für Abschluss- und Vertriebskosten aufwenden müssen. Die VZHH fordert nun den Gesetzgeber zum „Nachbessern“ auf.

Eine Verbraucherin aus Hamburg hatte sich nach Darstellung der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) beim Beratungsgespräch in der VZHH über die hohen Abschluss- und Vertriebskosten ihrer Sofortrente beschwert. „Die Provinzial Versicherung hatte ihr 5 Prozent der Beitragssumme berechnet“, teilen die Verbraucherschützer mit. Man habe dies zum Anlass genommen, um die Kostenbelastung bei Sofortrenten bei fünf Versicherern stichprobenartig zu überprüfen, heißt es weiter.

Die fünf Anbieter lauten wie folgt: Allianz, Alte Leipziger, HDI, LV 1871 und Württembergische.

Das Fazit der VZHH-Berechnungen: Die Anbieter verlangten bei Vertragsbeginn Abschluss- und Vertriebskosten von bis zu sechs Prozent des Verrentungsbetrags. Das betreffe auch Sparer, die das Kapital eines mit Riester geförderten Bank- oder Fondssparplans nach der Ansparphase verrenten lassen wollen, berichten die Verbraucherschützer.

Wie hat die VZHH gerechnet? 

Die Verbraucherschützer trafen diese Annahmen: Eine 65-jährige Person möchte 50.000 Euro verrenten lassen. Die Rente soll teildynamisch sein. Ein Versicherungsschutz beziehungsweise Hinterbliebenenschutz besteht nicht. Weitere Angaben zum Vorgehen gibt es nicht.

Das Ergebnis:

Die reinen Abschluss- und Vertriebskosten der Stichprobe liegen demnach zwischen rund 2,5 (LV 1871) und etwa 6 Prozent (HDI). Rechne man die einmaligen Verwaltungskosten zu Vertragsbeginn hinzu, ergebe sich eine Kostenbelastung von annähernd 4 Prozent bei der Allianz bis rund 6 Prozent bei HDI (hier ist anzumerken, dass die Angaben zu den einmaligen Verwaltungskosten bei der Allianz aus nicht ersichtlichem Grund fehlen). „Bei allen Anbietern fallen zusätzlich jedes Jahr weitere Verwaltungskosten an“, so die VZHH weiter.

  • HDI Lebensversicherung AG: 3.022,61 Euro 
    (2.998,61 Euro Abschluss- und Vertriebskosten + 24 Euro Verwaltungskosten zu Vertragsbeginn)
  • Alte Leipziger Lebensversicherung: 2.766,98 Euro 
    (1.999,26 Euro Abschluss- und Vertriebskosten + 767,72 Euro Verwaltungskosten zu Vertragsbeginn)
  • Württembergische Lebensversicherung AG: 2.399,87 Euro 
    (1.999,89 Euro Abschluss- und Vertriebskosten + 399,98 Euro Verwaltungskosten zu Vertragsbeginn)
  • Lebensversicherung von 1871 a. G. (LV 1871): 2.250 Euro 
    (1.250 Euro Abschluss- und Vertriebskosten + 1.000,00 Euro Verwaltungskosten zu Vertragsbeginn)
  • Allianz Lebensversicherungs-AG: 1.999,98 Euro 
    (1.999,98 Euro Abschluss- und Vertriebskosten zu Vertragsbeginn)

Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert nun vom Gesetzgeber, dass dieser „nachbessern“ müsse und dafür zu sorgen habe, „dass die Kostenbelastung für Verbraucher sinkt, sodass sie nicht um ihr Geld für den Ruhestand gebracht werden“.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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