Schafe nebst Solaranlage: Nachhaltigkeit ist 67 Prozent der Deutschen wichtig – doch nur für 10 Prozent ein entscheidendes Kriterium bei der Geldanlage . © picture alliance / ZB | Waltraud Grubitzsch
  • Von Karen Schmidt
  • 23.05.2022 um 12:21
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Viele Deutsche bringen die Themen Geldanlage und Nachhaltigkeit nicht recht zusammen. Das ändert sich aber, wenn die Bürgerinnen und Bürger Infos und Beratung zu „grünen“ Investments erhalten, zeigt eine aktuelle Studie.

Für 67 Prozent der Deutschen ist Nachhaltigkeit allgemein wichtig – aber nur für ein Zehntel ist sie auch ein entscheidendes Auswahlkriterium bei der Geldanlage. Das geht aus einer Umfrage unter 3.500 Privatpersonen in Deutschland im Auftrag der Fondsgesellschaft Union Investment hervor.

Das dürfte auch an der unterschiedlichen Motivation liegen, die jeweils dahintersteht: Das spontane Verständnis von Nachhaltigkeit prägen vor allem ökologische Aspekte. Bei Finanzanlagen dominieren nach wie vor klassische Sparziele wie der Wunsch nach Rendite und Sicherheit in Verbindung mit den Anlagemotiven Vermögensaufbau und Altersvorsorge.

Wenig verbreitet ist laut der Umfrage das Wissen, dass sich mit der eigenen Geldanlage ein Wandel der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit fördern lässt. Nur 13 Prozent der Befragten glauben, mit ihren Investitionen Einfluss auf das Management und die Geschäftspraktiken von Unternehmen ausüben zu können.

Bei der Förderung der Nachhaltigkeit sehen die Befragten vor allem Industrieunternehmen (84 Prozent, Mehrfachnennungen) und die Politik in der Pflicht (83 Prozent), ebenso sich selbst als Verbraucher (82 Prozent). Deutlich weniger relevant erscheinen ihnen hierbei Finanzdienstleister (55 Prozent).

Informationen und Beratung verändern die Einstellung

Die Ergebnisse der Befragung scheinen somit auf den ersten Blick nicht auf ein großes Potenzial nachhaltiger Geldanlagen im deutschen Markt hinzudeuten. Aber: Das Bild wandelt sich deutlich, wenn die Befragten nähere Informationen zu nachhaltigen Finanzanlagen erhalten haben. Dann sind 47 Prozent der Ansicht, dass sich Finanzanlagen und Nachhaltigkeit gut verbinden lassen. Und 32 Prozent der informierten Befragten geben nun an, dass sie bei der Auswahl von Finanzanlagen auf Nachhaltigkeit achten wollen. Und 41 Prozent sind sogar zur Überzeugung gelangt, Nachhaltigkeit durch Kapitalanlagen fördern zu können.

Dieser im Rahmen der Studie festgestellte Wandel der Einstellung zu nachhaltigen Geldanlagen durch mehr Informationen unterstreicht den hohen Beratungsbedarf der Anleger bei diesem Thema. „Die Beratung ist für eine breite Akzeptanz und Verbreitung nachhaltiger Finanzanlagen entscheidend. Durch die ab August in der Anlageberatung verpflichtende Nachhaltigkeitspräferenzabfrage werden sich mehr Menschen mit nachhaltigen Geldanlagen auseinandersetzen und erkennen, dass Nachhaltigkeit weit mehr ist als Ökologie, sagt Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment.

Bei Finanzanlagen werden durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit aber oft noch Abstriche bei der Rendite und Sicherheit befürchtet. So verbinden nur 35 Prozent beziehungsweise 30 Prozent der Befragten eine gute Rendite und Sicherheit mit nachhaltigen Investments. Andererseits halten die meisten Befragten nachhaltige Anlagen für innovativ (66 Prozent), sympathisch (64 Prozent) und wirksam (58 Prozent).

Reinke: „Nachhaltigkeitskriterien ergänzen die klassische Wertpapieranalyse und helfen, mögliche Risiken besser einzuschätzen. Sie tragen auch dazu bei, besonders zukunftsfähige Unternehmen zu identifizieren. Daher lassen sich Rendite- und Sicherheitsbedenken meist durch eine strukturierte Auseinandersetzung mit nachhaltigen Geldanlagen ausräumen.“

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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