Die Sonne strahlt auf der Dachterrasse des Reichstagsgebäudes durch die Bundestagkuppel: Von der Politik wünscht sich der GDV eine weniger intensive Regulierung. © picture alliance/Lisa Ducret/dpa
  • Von Manila Klafack
  • 27.02.2020 um 13:29
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Stimmt das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen noch, wenn es um die Regulierung der Versicherungsbranche geht? Nein, findet der Versicherungsverband GDV. Was der Verband in einem neuen Positionspapier genau kritisiert, erfahren Sie hier.

„Gleiche Wettbewerbsbedingungen für Versicherer und Insurtechs“ oder „Wettbewerb im Vertrieb ist sinnvoller als das Deckeln von Provisionen“ lauten zwei von insgesamt sieben Thesen zur Regulierung, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einem Positionspapier zusammengefasst hat.

Zwar sei ein „guter ordnungspolitischer Rahmen“ Voraussetzung für Wachstum, und dazu würde auch der Schutz der Eigentumsrechte, Regeln für fairen Wettbewerb und grundlegende Verbraucherschutzstandards gehören, doch eine „zu intensive Regulierung“ schränke die „Steuerungsfunktion des Marktes“ ein, stellt der Verband in dem Papier klar. Zu viele unterschiedliche Auflagen, die nebeneinander existieren, würde „die Gefahr von Überschneidungen oder Inkonsistenzen“ erhöhen. 

Genau dies treffe auf die Versicherungswirtschaft zu, beklagen die Interessenvertreter – obwohl die Branche bereits seit jeher aufgrund ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung besonders reguliert sei.

Daher würde sich die Frage aufdrängen, ob die Kosten einer Regulierung noch im Verhältnis zum Nutzen stünden. So komme es doch bei der Regulierung letztlich auf drei Dinge an: Flexibilität, Einfachheit und Angemessenheit, argumentiert der GDV – und kritisiert, dass unternehmensindividuelle Besonderheiten von Geschäftsmodellen in der Aufsichtspraxis „zu wenig Berücksichtigung finden“. Daher fordert der Verband, eine Prüfung voranzuschalten, ob Anforderungen im Einzelfall für das Unternehmen „aus Risikogesichtspunkten überhaupt angemessen und notwendig sind“.

So lauten die sieben Thesen im Überblick:
These 1: Solvency II mit politischen Zielen in Einklang bringen

Der Solvency-II-Review 2020 läuft, konstatiert der GDV. Allerdings sollte die Aufsicht, alle „Themen wie Extrapolation, Volatilitätsentwicklung, Zinsrisiko und Aufsichtsbefugnisse im Zusammenhang betrachten und mit politischen Zielen in Einklang bringen“. Zudem solle bei der Anpassung der Berichtspflichten der tatsächliche Informationsbedarf unterschiedlicher Adressaten in den Vordergrund rücken. Denn, so das Argument des GDV, „Berichte, die nicht gelesen werden, tragen auch nicht zur Transparenz bei“.

These 2: Gleiche Wettbewerbsbedingungen für Versicherer und Insurtechs

Regulierung müsse technologieneutral erfolgen. Insbesondere die Kommunikation mit Kunden per E-Mail oder über Messenger-Dienste dürfe nicht durch überhöhte datenschutzrechtliche Anforderungen behindert werden. Alle Prozesse sollten nahtlos, sicher und medienbruchfrei über elektronische Kanäle abgewickelt werden dürfen.

These 3: Wettbewerb im Vertrieb ist sinnvoller als das Deckeln von Provisionen

Einen Eingriff in das bestehende Vergütungssystem lehnen die Versicherer ab. Es sei jedem klar, welche vertrieblichen Fehlanreize es geben könnte und wie sie vermieden werden könnten, so der Verband. Mehr Vorschriften dazu bedarf es aus GDV-Sicht nicht.

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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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