Holger Beitz ist Chef der Prisma Life AG mit Sitz in Liechtenstein © Prisma Life
  • Von Redaktion
  • 14.11.2022 um 12:07
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In der Krise fahren viele Menschen ihre laufenden Aufwendungen zurück. „Zum Glück scheint dies für Sparprozesse und Vorsorge nicht immer zu gelten“, schreibt Prisma-Life-Chef Holger Beitz in seinem Gastkommentar. Viele Sparer stockten ihre Vorsorgeleistungen sogar auf, indem sie mehr Geld in ihre Fondspolicen einzahlten. Ist das paradox? Keineswegs.

Grundsätzlich könnte man meinen, dass sowohl die Corona-Pandemie als auch die durch den Angriff Russlands auf die Ukraine verursachten Ängste dazu führen, dass die Menschen laufende Aufwendungen reduzieren und vorsichtig sind. Doch zum Glück scheint dies für Sparprozesse und Vorsorge nicht immer zu gelten. Im Gegenteil: Viele Sparer nutzen günstige vertraglichen Möglichkeiten, um ihre Vorsorgeleistungen aufzustocken.

Zuzahlungen steigen deutlich an

Für mein eigenes Haus kann ich berichten, dass Prisma Life hohe Zuzahlungen in den bestehenden Fondspolicen verzeichnet: Im Coronajahr 2021 stiegen die über die regelmäßigen Prämien hinausgehenden Zuflüsse in bestehende Verträge um fast 50 Prozent. Und in den ersten drei Quartalen 2022 waren es erneut 28 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum – und dies vor dem Hintergrund der hohen Inflation. Wohlgemerkt: Es handelt sich nicht um klassische Einmalbeiträge, sondern um Extra-Zahlungen in laufende Verträge.

Ist das paradox oder vernünftig? Aus unserer Sicht tun diese Sparer genau das Richtige: Sie kompensieren zusätzliche beziehungsweise neue Risiken. Dieses Verhalten ist hoch rational und spiegelt zugleich die Tatsache, dass Vorsorgeverträge flexibel sein müssen. Die Sparer nutzen aktiv die in vielen Tarifen gebotene Möglichkeit, kostenfrei Zuzahlungen zu leisten. Damit kombinieren sie hohe Flexibilität im Hinblick auf ihre individuellen finanziellen Möglichkeiten und erzielen zugleich eine hohe Effizienz bei der Aufstockung der Vorsorge.

Die Umkehrung des Reflexes, in Krisenzeiten Aufwendungen zugunsten einer konsequenten Sparpolitik zu reduzieren, war bereits während des ersten Corona-Jahres aufgefallen. Seinerzeit war vorübergehend zu beobachten, dass Sparer ihre Beitragszahlungen aussetzten. Auch das war die Nutzung einer flexiblen Regelung. Doch bereits nach wenigen Monaten hatte der größte Teil der Kunden die laufenden Zahlungen wieder aufgenommen. Eine echte Stornowelle war trotz großer Ängste hinsichtlich der Verlässlichkeit des eigenen Arbeitseinkommens nicht zu verzeichnen.

Einsicht in Notwendigkeit der Vorsorge

Mit diesem Verhalten handeln die Sparer also keineswegs paradox oder irrational, sondern zeigen Einsicht in die Notwendigkeit privater Vorsorge und zugleich eine klare Sicht auf die Realität. Die aktuell hohe Inflation darf nämlich keinesfalls zu einer Reduzierung der Vorsorgeleistungen führen, sondern im Gegenteil: Die Vorsorge muss die sinkende Kaufkraft der Beiträge berücksichtigen. Auch wenn es nicht immer leicht ist: Eine regelmäßige Überprüfung der eigenen Vorsorgeleistungen ist sinnvoll – gerade in Krisenzeiten. Die Finanzberater müssen dabei mitwirken – und sie tun es offensichtlich.

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