Dirk Pappelbaum, Geschäftsführer Inveda.net © Inveda.net GmbH
  • Von Redaktion
  • 12.10.2022 um 17:11
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Versicherungsmakler können auf allerlei Lösungen zugreifen, um Versicherungsvergleiche durchzuführen. Doch nicht immer seien die herangezogenen Kriterien transparent und nachvollziehbar, findet Inveda-Geschäftsführer Dirk Pappelbaum. In seinem Gastbeitrag erklärt er, worauf es für Makler beim objektiven Vergleichen ankommen sollte – und warum das Streben nach Objektivität trügerisch sein kann.

Deutschland ist in Sachen Versicherungsprodukte ein sehr heterogener Markt – das macht die Suche nach der richtigen Privathaftpflicht- oder Hausratversicherung nicht einfach. Sinnvoll ist es deshalb, einen Versicherungsvergleich zu nutzen. Für Versicherungsmakler stehen verschiedene Lösungen für Versicherungsvergleiche zur Verfügung. Nicht immer sind die für die Vergleiche herangezogenen Kriterien transparent und nachvollziehbar. Das birgt die Gefahr, dass nicht unbedingt das beste Produkt im Ranking gewinnt.

Wichtig für einen transparenten Vergleich sind objektive Kriterien. Diese findet man in den Versicherungsbedingungen. Die dort aufgeführten Leistungen sind ein verbindliches Versprechen des Versicherers an den Kunden. Hält man verschiedene Versicherungsbedingungen zu unterschiedlichen Produkten gegeneinander, finden sich schnell Unterschiede. Meist lassen sich diese Leistungen auch durch reale Werte wie Deckungsgrenzen (zum Beispiel bei grober Fahrlässigkeit in der Hausratversicherung), die Begrenzung eines Zeitraums (wieviele Monate darf die Wohnung unbewohnt sein) oder einer maximalen Fläche (Segelfläche von Segelbooten in der Privathaftpflicht) bewerten. So kann man ein Punktesystem aufbauen, das sich einfach an jeweiligen Werten im Verhältnis zu den besten Werten der verglichenen Produkte orientiert.

Die Summe aller Leistungspunkte ist die Bewertung für ein Versicherungsprodukt und das Produkt mit den meisten Punkten ist das beste. Doch ist die Bewertung realistisch, wenn man den Leistungspunkt gleich gewichtet? Diese Antwort erhält man schnell, wenn man versucht, einzelne Leistungspunkte höher zu bewerten als andere. Das erste Problem ist die Objektivität, denn es findet sich kein sinnvoller Faktor, der sich nachvollziehbar begründen lässt.

So könnte man zum Beispiel die Deckungssumme für Personen- und Sachschäden – den wichtigsten Punkt einer Privathaftpflicht – höher bewerten, indem man die Punkte mit einem festen Faktor multipliziert. Das ist die einfachste Form einer Gewichtung. Aber schon bei der Entscheidung über die Höhe der Gewichtung lässt sich kein plausibler Wert finden. Je höher der Faktor ist, desto mehr verlieren die anderen Fragen an Bedeutung. Da die maximale Deckungssumme bei Personen- und Sachschäden bei allen Privathaftpflichtprodukten ausreichend und die Frage, ob 5 Millionen oder 10 Millionen Euro für die Schadenssumme eher irrelevant ist, würden andere Fragen, deren Grenzen eher eine Rolle spielen, weniger Einfluss auf die Bewertung haben.

Schon interessanter ist da zum Beispiel die Frage, wie der Schlüsselverlust von zentralen Schließanlagen versichert ist. Bei diesem Beispiel dürften die Unterschiede im Schadensfall eine Rolle spielen. Denn Schlüsselverlust ist nicht immer mitversichert und die maximale Höhe der Entschädigung bewegt sich hier zwischen 5.000 und 30.000 Euro. Einem Bereich also, der für viele Verbraucher relevant ist. Stünde man vor der Entscheidung, dies höher oder niedriger zu bewerten als die maximale Deckungssumme bei Personen- und Sachschäden, wird es schwerfallen, eine sinnvolle Entscheidung zu fällen.

Natürlich kann man bei einem Vergleich auch subjektive Kriterien berücksichtigen. Der Kunde sollte die Möglichkeit haben, einzelne Leistungspunkte selbst als „wichtig“ einzustufen. Hier macht es aber weniger Sinn, die Bewertung der Produkte zu ändern, an diesen Kriterien sollten die Produkte gefiltert werden und nur Produkte herangezogen werden, die den Wünschen des Kunden entsprechen.

Über die Jahre ist ein Trend bei den Gesellschaften erkennbar: Die Anzahl der Leistungen, in denen sich die Produkte unterscheiden, hat deutlich zugenommen. In der Privathaftpflichtversicherung werden mittlerweile mehr als 100 Leistungen gegenübergestellt. Für einen Vergleich ist das optimal, denn so verliert jede einzelne Leistung an Bedeutung, es zählt die Summe an Leistungen, die eine Versicherung verspricht.

Über den Autor:

Dirk Pappelbaum ist der Geschäftsführer der 2002 in Leipzig gegründeten Inveda.net GmbH. Das Unternehmen bietet Versicherungsvergleiche in unterschiedlichen Versicherungssparten an. Als unabhängiger Anbieter von Vergleichssoftware legt Inveda nach eigenen Angaben besonders Wert auf die Objektivität der Vergleiche. Der Schwerpunkt von Inveda liege in der Entwicklung von Software-Lösungen für die Versicherungswirtschaft in den Bereichen CRM, Beratungsprotokolle, Tarifvergleiche, Antragstellung, Provisionsabrechnung und Online-Portale.

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