Gerhard Schick, hier bei einer seiner letzten Reden im Bundestag im Jahr 2018, ist nun Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende. © picture alliance/dpa | Christoph Soeder
  • Von Karen Schmidt
  • 18.08.2020 um 11:16
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Wer schlecht beraten wird, etwa zum Thema Altersvorsorge, verliert das Vertrauen in das Finanzsystem, meint Gerhard Schick, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und nun Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende. Dem könne man nur entgegenwirken, wenn man das System auf unabhängige, sprich provisionsfreie, Beratung umstelle.

Vor etwa zwei Jahren hat Gerhard Schick sein Bundestagsmandat für die Grünen niedergelegt, um die Bürgerbewegung Finanzwende als Vorstand zu führen. Inzwischen hat die Stiftung 3.000 Mitglieder und Schick ein neues Buch geschrieben „Die Bank gewinnt immer“. Dort schreibt er unter anderem, dass der Finanzmarkt die Gesellschaft vergifte.

„Wer schlecht beraten wurde und dadurch seine Altersvorsorge verliert, hat auch kein Vertrauen mehr in das System – und wendet sich dann vielleicht auch von den etablierten Parteien ab“, erklärt Schick diese These in einem Interview mit der Zeitung „Welt“. Einen solchen Vertrauensverlust und das Ausnutzen unbedarfter und überforderter Verbraucher könne man verhindern, so Schick weiter, „indem man das System auf unabhängige Beratung umstellt.“

Wenn man sich in der Sparkasse zwei Stunden beraten lasse und dort eine Lebensversicherung abschließe, zahle man mehrere Hundert Euro Provision – für ein Produkt, das einem im Endeffekt vielleicht gar nichts bringe. Stattdessen wäre es besser, so Schick, „an entscheidenden Weichen im Leben – Immobilienkauf, Heirat oder Berufsstart – sich je eine Stunde unabhängig beraten zu lassen. Dann hat man vielleicht einen passenden Sparplan oder eine wasserdichte Finanzierung – und schleppt keine Fehlentscheidungen mit sich herum, die von Jahr zu Jahr teurer werden.“

In Sachen Wirecard-Skandal spricht sich Schick für einen Neustart bei der Finanzaufsichtsbehörde Bafin aus. „Sie darf die Finanzmarktprobleme nicht mehr nur verwalten, sondern muss die dortige Kriminalität bekämpfen“, so Schick gegenüber der „Welt“. Das fange mit einem Wandel des Selbstverständnisses an – und einem Wechsel auf dem Chefposten. „Zudem darf die Bafin nicht nur Ermittlungsbefugnis haben, sie braucht eine Ermittlungspflicht“, so der Ex-Bundestagsabgeordnete weiter.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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