Fabian von Löbbecke ist Vorstandsvorsitzender der Talanx Pensionsmanagement und zugleich verantwortlich für betriebliche Altersversorgung bei HDI. © HDI
  • Von Lorenz Klein
  • 19.12.2018 um 17:14
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Mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz wurde die reine Beitragszusage ohne Garantien eingeführt. Und das ist auch gut so, findet bAV-Experte Fabian von Löbbecke, denn die Betriebsrente wird dadurch langfristig ertragreicher. Im Interview sagt der Talanx-Manager, wann die ersten Abschlüsse im Sozialpartnermodell zu erwarten sind, warum die Digitalisierung so bedeutend für die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist und worauf Makler in der Beratung künftig achten müssen.

Pfefferminzia: Der Gesetzgeber hat mit dem BRSG die reine Beitragszusage eingeführt. Sie sieht keinerlei Garantiezusagen vor, dafür kann die Kapitalanlage freier und langfristig ertragreicher erfolgen. Bislang ist aber noch kein Tarifvertrag über die reine Beitragszusage zustande gekommen. Wann wird sich das ändern?

Fabian von Löbbecke: Hinter den Kulissen wird derzeit sehr viel über das Sozialpartnermodell diskutiert – und die beteiligten Partner, sowohl Arbeitgeber als auch Gewerkschaften, sind mit Lust bei der Sache. Natürlich stehen auch die Produktanbieter Gewehr bei Fuß und wollen sich in dem neuen Markt etablieren – das gilt vor allem für „Die Deutsche Betriebsrente“, die Kooperation für das Sozialpartnermodell von Talanx und Zurich.

Wir führen intensive Gespräche mit den künftigen Partnern, erklären ihnen die Vorteile dieses neuen Modells und wie es funktioniert. Unser Credo lautet dabei: Die reine Beitragszusage führt zu deutlich mehr Rente. Es lohnt sich, in das neue Modell einzutreten. Dies plausibel darzustellen, gelingt uns in den persönlichen Gesprächen, man muss aber zugleich sagen, dass die Hürde für die Tarifpartner noch ziemlich hoch ist. Daher haben wir auch Verständnis, dass sich alle Beteiligten die nötige Zeit nehmen, um in Ruhe zu sondieren. Es geht schließlich um die Herausforderung, den Mitgliedern näherzubringen, dass der Wegfall der Garantie das Vorsorgeziel unterstützt, im Alter eine auskömmliche Rente zu erhalten.

Nehmen Sie uns doch mal mit an den Verhandlungstisch: Wie kann man sich diese Gespräche vorstellen?

Wir führen derzeit separate Gespräche mit beiden Seiten – Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Darin geht es vor allem darum, die Produktpalette darzustellen und zu erklären. Es gibt auch Arbeitgeber, die zunächst einfach nur das Prinzip und die Funktionsweise der Produkte erläutert bekommen möchten – um im Idealfall im Anschluss an ihre Interessenvertreter heranzutreten und zu sagen: Solch ein Modell hätte ich gerne in meinem Haustarifvertrag – denn es muss ja nicht immer ein Flächentarifvertrag sein.

Welche Seite zeigt sich in den Gesprächen tendenziell offener für ein Sozialpartnermodell?

Unsere Gespräche konzentrieren sich im Moment eher auf die Arbeitgeber. Da nehme ich eine sehr positive Resonanz war. Und erfreulicherweise geht das querbeet durch alle Branchen. Denn wir als „Die Deutsche Betriebsrente“ haben unsere Hausaufgaben gemacht. Wir sind angebotsfähig. Wir sind startklar. Ich bin fest überzeugt: Das Sozialpartnermodell wird leben. Voraussichtlich im kommenden Jahr werden wir die ersten zarten Erfolge sehen und 2020 wird es dann großflächig ausgerollt werden (Fortsetzung unten).

In vielen Unternehmen herrscht noch großer Informationsbedarf in Bezug auf das Sozialpartnermodell.

Werden die „zarten Erfolge“ in Form eines Pilotprojektes sprießen?

Das ist der Blick in die Glaskugel. Wer sich als erster rührt und welche Branche das sein wird, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich bin aber zuversichtlich, dass es bald den Durchbruch geben wird.

Sind sie beim Thema Sozialpartnermodell weiter als ihre Rivalen?

Zunächst haben wir natürlich das gemeinsame Interesse, dass sich das Sozialpartnermodell etabliert. Aber am Ende stehen wir im Wettbewerb untereinander. Wir müssen daher klar darauf hinweisen, was uns von den übrigen Lösungen unterscheidet. Einer der großen Unterschiede, auf die ich immer wieder Wert lege: Wir haben nicht einfach ein klassisches Direktversicherungsprodukt, das die Unternehmen seit 30 Jahren kennen, für das Sozialpartnermodell umfunktioniert. Wir haben vielmehr moderne Pensionsfondslösungen erarbeitet, die speziell auf die Anforderungen des Sozialpartnermodells abgestimmt sind. Das Leitmotiv: digital von A bis Z. Die gesamte Strecke ist hier von uns neu gepflastert worden und beruht eben nicht auf der altbekannten Infrastruktur. Diese Art der Prozessoptimierung unterscheidet uns am Ende von den Mitbewerbern am Markt.

Hier geht es zur Fortsetzung des Interviews

Aktuelle Umfrage zum Sozialpartnermodell: Am Garantieverbot scheiden sich die Geister

Das Sozialpartnermodell kommt bei der Mehrheit der Arbeitgeber gut an: 73 Prozent bewerten die neue Form der betrieblichen Altersversorgung (bAV), die mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz entstanden ist, positiv. Das ergab eine Umfrage des Versicherungskonzerns Talanx unter 107 Teilnehmern des „Deutschen Arbeitgebertags“ im November 2018 in Berlin.

Persönliche Beratung ist im Sozialpartnermodell zwar grundsätzlich nicht vorgesehen. Aber: 55 Prozent der Befragten finden Beratung erforderlich oder meinen, Arbeitgeber sollten „die Wahl haben, ob sie für ihre Mitarbeiter Beratung in Anspruch nehmen möchten“, berichten die Umfragemacher.

Der Informationsbedarf auf Arbeitgeberseite sei enorm, heißt es weiter. Knapp 60 Prozent der von Talanx Befragten gab an, sich bisher „weniger stark“ oder „überhaupt nicht“ mit dem Sozialpartnermodell beschäftigt zu haben.

Und trotz der positiven Gesamtbewertung stoßen Details der neuen Betriebsrente auf Skepsis. Ein Beispiel: Dass der Gesetzgeber beim Sozialpartnermodell keine Garantien vorgesehen hat, begrüßt aus Arbeitgebersicht knapp die Hälfte der Befragten, aus Arbeitnehmersicht aber nur jeder Fünfte, obwohl dies „die Chance auf höhere Renten bietet.“

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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