Viele Makler machen ihr Büro jetzt grüner. © ViDIstudio/Freepik
  • Von Manila Klafack
  • 08.03.2022 um 13:13
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Was jeder Einzelne für die Umwelt tun kann, wird derzeit immer wichtiger. Kunden interessieren sich zunehmend für Produkte, die diesem Zeitgeist entsprechen – auch bei Versicherungen. Mit einigen Tipps lassen sich auch die ersten Schritte hin zu einem nachhaltigen Vermittlerbüro wagen.

Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Klimaschutz, ein gesunder Wald und Biodiversität gehören zu den Begriffen, die am häufigsten genannt werden. Auch soziale und ökonomische Faktoren fließen in die Nachhaltigkeit ein. Unternehmer, und damit auch Finanzdienstleister, können zusätzlich zu dem Nutzen für Mensch und Natur für sich selbst einen Wettbewerbsvorteil schaffen, wenn sie ihren eigenen Betrieb nachhaltiger gestalten.

In der Versicherungsberatung und -vermittlung gewinnt das Thema in zweierlei Hinsicht an Bedeutung“, sagt Frederik Waller, Geschäftsführer des nachhaltigen Marktplatzes bessergrün. „In der Kundenberatung verschärft sich die Beratungspflicht ab Sommer. Und zum zweiten gewinnt der Versicherungsvermittler gegenüber seinen Kunden an Glaubwürdigkeit, wenn er selbst nachhaltig handelt.“

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen

Nachhaltigkeit bedeute die Schnittmenge ganzheitlicher Verantwortung, die sich aus sozialen, ökologischen und ökonomischen Faktoren zusammensetzt. „Jeder Betrieb kann beispielsweise anhand der 17 Ziele der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2015, die bis 2030 umgesetzt sein sollen, für sich selbst ein Vorgehen ableiten“, erklärt Waller.

Das könnten zum Beispiel die UN-Ziele 12 und 13 sein: „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen“ sowie „Maßnahmen zum Klimaschutz“. Was konkret möchte das Unternehmen dazu beitragen, die eigenen CO2-Emissionen zu senken und CO2-neutral zu agieren. „Das papierlose, oder wenigstens nahezu papierlose Büro kann hier der Anfang sein. Papier, das dennoch benötigt wird, könnte umweltfreundlich produziert sein. Auch das Auto könnte zugunsten der Bahn öfter stehen gelassen werden“, schlägt Waller vor.

Die Corona-Pandemie habe durch mehr Online-Aktivitäten einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Klimas geleistet. „Gespräche über Versicherungen funktionieren sehr gut per Videoberatung“, sagt der Maklerexperte. „Auch der Besuch von Veranstaltungen vor Ort, die viel Zeit, Geld und Ressourcen kosten, lässt sich durch Webinare teilweise ersetzen. Damit sparen wir wiederum Emissionen ein“, so Waller.

Ein Plus bei der Mitarbeitergewinnung

Auch angesichts des Fachkräftemangels, der auch vor der Versicherungsbranche nicht Halt macht, gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung. Unternehmen finden und binden eher Mitarbeiter, wenn sie nachhaltiger agieren, meint Frederik Waller. Das Umsetzen der UN-Ziele 5 und 8: „Geschlechtergleichheit durchsetzen“ sowie „Nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit“ spiegelt wichtige Unternehmensstrategien bei der Attraktivität des Arbeitsplatzes wider. Insbesondere für den Nachwuchs, allen voran die Generation Z, ist eine gute Work-Life-Balance viel wichtiger als es für die Babyboomer-Generation war und ist.

„Da ein Unternehmen ohne Kunden nicht existieren kann, sind Neukundengewinnung und Bestandskundenbindung zentrale Aufgaben eines Vermittlers. Mit nachhaltigen Produkten im Portfolio kann man sich aktuell deutlich von seinen Kollegen absetzen. Kunden, die sich für Produkte mit nachhaltigen Leistungen interessieren, sind treuer und lassen sich in der Regel die Nachhaltigkeit auch etwas kosten. Kunden, die dagegen nur über den Preis kommen, gehen über den Preis“, lautet die Erfahrung Wallers.

Der nachhaltige Vermittlerbetrieb des BVK

Versicherungsvermittler, die sich für diesen neuen Weg entscheiden, könnten sich zudem prüfen und mit einem Siegel ihr Handeln bestätigen lassen. Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) versteht Nachhaltigkeit „als Werterhaltung und als das zentrale Konzept zum ständig zu verfolgenden Ausgleich von ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen“. Dafür hat der berufsständische Verband die Initiative „Nachhaltiger Vermittlerbetrieb“ ins Leben gerufen.

Der BVK hat anhand von zwölf Kriterien in den Kategorien Strategie, Unternehmensführung, Ökologie und Soziales einen Standard entwickelt. Interessierte Vermittler unterstützt der BVK auf Wunsch bei der Formulierung der Inhalte für die jeweiligen Kriterien ihrer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie. „Damit wird das maximale Maß an Freiwilligkeit, Individualität und Transparenz erreicht“, erklärt BVK-Chef Michael H. Heinz. Das stelle gleichzeitig das beste Mittel gegen Greenwashing dar.

„Die Veränderung als Chance ansehen und sich nicht durch die Regulierung in eine Ecke gedrängt fühlen, ist der wichtigste Ansatz für Makler“, fasst Frederik Waller zusammen. Auf dem Weg dieses Veränderungsprozesses und dabei die Unabhängigkeit der einzelnen Maklerunternehmen zu bewahren, dafür gibt es seitens vieler Versicherer unterschiedliche Unterstützung. Dazu gehören Aus- und Weiterbildungsangebote in fachlicher Hinsicht ebenso wie bei den Softskills.

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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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