Im Rahmen der Gesundheitsprüfung im Versicherungsbereich werden durchaus auch Blutwerte angefordert. © Menschen Foto erstellt von nensuria - de.freepik.com
  • Von Joachim Haid
  • 29.10.2021 um 10:21
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Im Rahmen der Gesundheitsprüfung im Versicherungsbereich werden durchaus auch Blutwerte angefordert. Dabei handelt es sich jedoch meist um Standard-Blutbilder. Ein orthomolekulares Blutbild schaut genauer hin. Was das genau ist und welche Vorteile es bringt, erfahren Sie hier.

Die meisten kennen das normale, kleine Blutbild. Bei diesem werden unter anderem die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), der Blutplättchen (Thrombozyten) und des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) ermittelt. Beim großen Blutbild werden die einzelnen Unterarten des Leukozyten differenziert dargestellt. Deshalb wird es auch Differentialblutbild genannt (sie Grafik 1). Je nach Angabe eventueller Vorerkrankungen und/oder der Höhe der Versicherungssumme werden bei der Risikoprüfung manchmal zusätzliche Werte wie Gesamtcholesterin, HDL, LDL, oder der Leberwerte angefordert.


(Grafik1; Quelle: PaleoMental)

Was ist ein orthomolekulares Blutbild?

Bei einem orthomolekularen Blutbild wird genauer hingeschaut. Dieses kann beispielsweise zusätzlich ein Vitaminogramm, Mineralogramm und ein Aminogramm enthalten. Es werden also verschiedene Vitamine, Mineralien und Aminosäuren einzeln aufgeschlüsselt und dargestellt (siehe Grafik 2 und 3). Dabei werden die relevanten Werte im Vollblut, also in den Zellen gemessen (siehe Grafik 4) und die gemessenen Werte ins Verhältnis zur Zahl der roten Blutkörperchen gesetzt (Hämatokrit-korrelierte Darstellung).

Das ist wesentlich aussagekräftiger, als die Werte lediglich im Serum zu messen. Beispiel Kalium: Dieses liegt im Körper zu 90 Prozent in den Zellen vor und lediglich zu 10 Prozent außerhalb. Wird nun nur klassisch im Blutserum gemessen und ein normaler Wert festgestellt, kann es dennoch sein, dass innerhalb der Zellen schon lange ein Mangel vorliegt. Grund: Das Gesamtsystem Blut ist für den Körper so wichtig, dass die Zellen ihre Nährstoffe bei Mangel opfern, um die Werte im Serum so lange wie möglich im optimalen Bereich halten zu können.


(Grafik2; Quelle: PaleoMental)


(Grafik3; Quelle: Paleomental)


(Grafik4)

Risiko für Diabetes Typ II viele Jahre vor Krankheitsbeginn ersichtlich

Es können aber, je nach Bedarf, auch noch viele weitere Werte enthalten sein. Beispielsweise der Homa-Index. Bei diesem wird im nüchternen Zustand –der Verzehr der letzten Mahlzeit, beziehungsweise des letzten gesüßten Getränks liegt also mindestens 12 Stunden zurück – der Blutglucose- und Insulinwert gemessen. Anschließend werden die Ergebnisse ins Verhältnis gesetzt. So kann ermittelt werden, wie gut die Zellen auf das Hormon Insulin ansprechen.

Dessen primäre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Zucker (Glukose) aus der Nahrung in die Zellen zur dortigen Verbrennung in den Mitochondrien gelangen kann. Reagieren die Zellen immer schlechter auf das Hormon, wird in diesem Zusammenhang von einer Insulinresistenz gesprochen – und das ist ein Vorbote für Diabetes Typ II. Liegt der Homa-Index unter 2, ist eine Insulinresistenz unwahrscheinlich. Bei Werten zwischen 2,5 bis 5 ist sie wahrscheinlich und bei einem Homa-Index > 5 gilt sie als vorhanden (siehe Grafik 5).


(Grafik5)

In Deutschland gibt es rund 8 Millionen Menschen, die an Diabetes erkrankt sind. Davon macht Diabetes Typ II rund 95 Prozent aus. Jedes Jahr kommen über 600.000 neue Diagnosen hinzu. Entwickelt sich der Trend so weiter, wird damit gerechnet, dass im Jahr 2040 bis zu 12 Millionen Personen an Diabetes leiden werden. Das ist dann fast jeder siebte Einwohner Deutschlands. Hinzu kommt, dass rund 2 Millionen Menschen hierzulande bereits erkrankt ist, die Diagnose aber nur noch nicht gestellt wurde. Der klassische Wert, mit dem ärztlich die Diagnose für Diabetes Typ II gestellt wird, ist der Langzeitblutzuckerwert HbA1c in Kombination mit dem Blutzuckerwert. Liegt dieser nüchtern über 126 mg/dl, oder der HbA1c-Wert ist größer gleich 6,5 Prozent, gilt die Diagnose Diabetes Typ II als gesichert.

Viele dieser Fälle könnten jedoch verhindert werden, lange bevor die Stoffwechselerkrankung eintritt. Denn meist liegt viele Jahre zunächst eine Insulinresistenz vor, bevor ein Prädiabetes, oder ein manifestierter Diabetes Typ II eintritt. Genau hier kommt der Homa-Index ins Spiel, der etwa 13 bis 20 Euro Laborkosten verursacht. Lange bevor die Erkrankung also eintritt, könnte eine beginnende Insulinresistenz kostengünstig erkannt und so durch gezielte Behandlung der Insulinresistenz, beispielsweise durch eine Ernährungsumstellung, die Entstehung von Diabetes Typ 2 verhindert werden.

Würden Versicherer die Kosten für diese Untersuchung regelmäßig tragen, könnten viele künftige Diabetes-Typ-2-Fälle präventiv verhindert werden. Das würde nicht nur erhebliche Kosten im Versicherungsbereich einsparen, sondern den betroffenen Personen auch viel Leid ersparen.

 

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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