Christian Nuschele © Rüdiger Glahs
  • Von Oliver Lepold
  • 30.11.2018 um 11:00
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Kommendes Jahr droht Vermittlern die Einführung eines gesetzlichen Provisionsdeckels für Lebensversicherungen. Vermittlerverbände kritisieren diese Pläne scharf, aber wie sehen das die Produktgeber? Im Interview nimmt Christian Nuschele, Vertriebschef der Standard Life, Stellung.

Pfefferminzia: Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion um eine Deckelung der Provisionen in der Lebensversicherung und in der Restschuldversicherung?

Christian Nuschele: Ich bin mir nicht mehr sicher, dass der Provisionsdeckel wirklich kommt, die politische Meinung hat sich ein Stück weit geändert. Wir haben aus den Parteien und Ausschüssen zuletzt viel Zögerliches à la „Vielleicht müssen wir uns das noch einmal genauer anschauen“ gehört. Unabhängig davon halten wir von einem Provisionsdeckel nichts, er macht die Situation am Markt nicht besser, aber auch nicht schlechter.

Das vorrangige Ziel ist, die Vertriebskosten zu senken. Was ist daran schlecht?

Es besteht bei Verbraucherschützern die Meinung, dass die Vertriebskosten zu hoch sind und dass dies zu Lasten der Verbraucher geht. Das stimmt aber nicht. Die Vertriebskosten sind nicht zu hoch für die Beratungsdienstleistung, die dahintersteht. Bereits das erste Lebensversicherungsreformgesetz, kurz LVRG, hat dazu geführt, dass die Vergütungshöhe reduziert wurde. Auch die Deckungsrückstellungs-Verordnung resultierte in weniger Abschlusskosten. Es mag sein, dass einzelne Versicherer immer noch sehr hohe Courtagen bezahlen, aber das ist deren Entscheidung. Es ist nicht zwingend so, dass dies zu Lasten der Kunden geht.

Das Problem liegt also woanders?

In der Tat. Es gibt ein sehr gutes Gutachten, dass das Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften aus Ulm erstellt hat. Jochen Ruß hat dort detailliert aufgelistet, wo das eigentliche Problem liegt: nämlich in der Wahl der richtigen Kapitalanlage. Der Abschlusskostensatz spielt in der Gesamtkostenbelastung eines Vertrags nur eine untergeordnete Rolle. Statt eines Provisionsdeckels brauchen wir echte Transparenz und Vergleichbarkeit. Sobald ich als Verbraucher wirklich weiß, welche Vergütungsleistung fließt, wird sich der Markt von selbst regulieren.

2012 wurde der Provisionsdeckel in der PKV eingeführt. Was hat er da gebracht?

Das ist keine Blaupause für die Lebensversicherung. Der PKV-Provisionsdeckel sollte herrschende Auswüchse beschneiden. Ich bin mir nicht sicher, ob das vollends gelungen ist. Wir wissen, dass es auch heute noch Gesellschaften gibt, die in der PKV mehr bezahlen als neun Monatsbeiträge, notfalls über andere Wege. Bei der Lebensversicherung kann ich keine Auswüchse erkennen, denn es gibt nur eine relativ eingeschränkte Summe, die als Abschlusskosten entnommen werden kann.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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