Karsten Allesch ist geschäftsführender Gesellschafter des Deutschen Maklerverbunds (DEMV). © DEMV
  • Von Redaktion
  • 29.01.2021 um 12:40
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Maklerverwaltungsprogramm (MVP) ist nicht gleich Maklerverwaltungsprogramm, ist Karsten Allesch, geschäftsführender Gesellschafter des Deutschen Maklerverbunds (DEMV), überzeugt. Er unterscheidet sie in smarte, die erhebliche Produktivitätsgewinne erlauben, und herkömmliche, die das eher nicht tun. Woran es liegt, dass nicht mehr Makler zur smarten Variante wechseln, erklärt er in seinem Gastbeitrag.

Am 9. November 2007 revolutionierte Apple den Mobiltelefonmarkt und entwickelte mit dem iPhone das erste massentaugliche Smartphone. Von den Basisfunktionen unterschieden sich Handys nicht allzusehr von Smartphones: Telefonieren, SMS oder E-Mails senden – all dies konnte mit beiden Geräten gleichermaßen gut durchgeführt werden. Und doch war etwas anders. Apple entwickelte sowohl die Hard- als auch die Software und konzipierte ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ökosystem. Der Rest ist Geschichte.

Die Maklerwelt im Jahr 2021 erinnert mich an die Anfänge des iPhones. War in den vergangenen Jahren in der Fachpresse die Digitalisierung der Maklerbüros das Top-Thema, so ist es im vergangenen Jahr trotz des „Digitalisierungsbeschleunigers“ Corona still geworden um diese Entwicklung.

Hat die Branche den digitalen Rückstand mittlerweile aufgeholt? Einerseits ja, es ist viel passiert in den vergangenen Jahren und Maklerbüros ohne Maklerverwaltungsprogramm sind eine aussterbende Spezies. Andererseits nein, denn der Unterschied zwischen einem herkömmlichen Maklerverwaltungsprogramm und einem smarten Maklerverwaltungsprogramm ist so groß wie der zwischen herkömmlichen Handys und dem iPhone.

Eine digitale Oberfläche, mit der die relevanten Kunden- und Vertragsdaten online eingesehen werden können, ist wie ein herkömmliches Handy. Die extremen Produktivitätsgewinne, die mit einem smarten Maklerverwaltungsprogramm entstehen sind mit einem „MVP-Handy“ hingegen nicht zu heben.

Warum nutzen Makler so oft noch schlechte Programme?

Kurz vor Weihnachten erzählte mir ein potenzielles neues Mitglied, dass seine Innendienstkräfte vor jedem Termin die Gesellschaften anriefen, um die aktuellen Beiträge der vorhandenen Verträge zu erfragen. Der Mann betreut unter anderem ein Tec-Dax-Unternehmen! „Think different“ geht anders. Oder: Hast du kein selbstpflegendes Maklerverwaltungsprogramm, hast du kein gutes Maklerverwaltungsprogramm.

Warum aber verändern sich die Marktanteile im Segment der Maklerverwaltungsprogramme so langsam? Warum nutzen sehr viele Versicherungsmakler nach wie vor teure, umständliche, ineffektive und produktivitätsfeindliche Software?

Dafür verantwortlich sind vor allem drei Gründe:
  1. Es besteht eine große Sorge, dass bei dem Wechsel des bestehenden Maklerverwaltungsprogramms ein hoher Verwaltungsaufwand entsteht.
  2. Es gibt eine ausgeprägte Unkenntnis oder auch mangelnde Fantasie, wie hoch der Zusatznutzen eines smarten Maklerverwaltungsprogramms tatsächlich ist.
  3. Unsere Branche arbeitet stark auf der Beziehungsebene und mit einem Wechsel entstehen Loyalitätskonflikte gegenüber dem bisherigen Anbieter des Maklerverwaltungsprogramms oder dem Maklerpool, der dieses zur Verfügung gestellt hat – oder gegenüber dem Maklerbetreuer, der künftig nicht mehr zuständig ist.
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