Der Handel war besonders hart vom Corona-Lockdown betroffen. Hier stieg die Zahl der Insolvenzen an. © picture alliance/dpa | Peter Kneffel
  • Von Achim Nixdorf
  • 23.06.2021 um 19:31
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:30 Min

Die vielfach prognostizierte große Corona-Pleitewelle zeichnet sind für Deutschland vorerst noch nicht ab. Im Gegenteil: Auch im 1. Halbjahr 2021 gingen die Firmenpleiten weiterhin zurück, wie Berechnungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigen. Allerdings würden die Zahlen „deutlich durch Sondereffekte verzerrt“, geben die Bonitäts-Analysten zu bedenken.

Auch im 1. Halbjahr 2021 bleibt das Insolvenzgeschehen in Deutschland weiter rückläufig. Insgesamt gingen in diesem Zeitraum 8.800 Unternehmen pleite. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Rückgang um 1,7 Prozent. Das meldet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform (siehe Grafik).

„Bei der Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen wirken weiterhin die staatlichen Corona-Hilfsmaßnahmen nach – insbesondere die Aufhebung der Insolvenzantragspflicht, die bis Ende April galt“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung. Das Insolvenzgeschehen werde also weiterhin deutlich durch Sondereffekte verzerrt.

Mehr Insolvenzen von Kleinstunternehmen

Wie die Untersuchung der Auskunftei zeigt, waren in den ersten sechs Monaten dieses Jahres vor allem Kleinstunternehmen bis zu einem Jahresumsatz von 250.000 Euro von Zahlungsunfähigkeit betroffen. Insgesamt entfiel mehr als die Hälfte aller Firmeninsolvenzen (54,1 Prozent) auf diese Größenklasse, die sich hauptsächlich aus Einzelunternehmen und Freiberuflern zusammensetzt.

Interessant: Mehr als jedes zweite Unternehmen, das im 1. Halbjahr Insolvenz anmelden musste, war bereits zehn Jahre oder älter. „Damit setzt sich der Trend fort, wonach für viele Insolvenzkandidaten das Aus nicht als junges, sonders erst als etabliertes Unternehmen kommt“, so die Creditreform-Analysten (siehe Grafik).

Durch die geringe Zahl an großen Firmenpleiten hielten sich auch die Auswirkungen für Arbeitnehmer und Gläubiger in Grenzen, meldet die Auskunftei. Demnach waren etwa 90.000 Mitarbeiter in der ersten Hälfte dieses Jahres von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen – im Vorjahreszeitraum waren es noch 125.000 Menschen. Die Schäden für die Gläubiger beliefen sich auf geschätzte 12 Milliarden Euro. Auch hier gab es einen Rückgang gegenüber 2020 mit 15,6 Milliarden Euro.

Handel und Dienstleister hart getroffen

Beim Blick auf die Branchen zeigt die Auswertung, dass das Insolvenzaufkommen gerade in den Bereichen hoch war, die besonders hart vom Lockdown betroffen waren. Der Handel verzeichnete danach 1.920 Insolvenzen – ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Dienstleistungsgewerbe gab es 5.120 Insolvenzen. Auch das ist ein leichter Anstieg (0,2 Prozent).

Im Verarbeitenden Gewerbe war hingegen ein Rückgang festzustellen (minus 23,6 Prozent; 550 Fälle). Und auch das Baugewerbe verzeichnete mit 1.210 Insolvenzen 4,7 Prozent weniger Firmenpleiten als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (siehe Grafik).

autorAutor
Achim

Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort