Fahrradfahrerin unterwegs: Ein Sturz mit dem Fahrrad kann schwere gesundheitliche Folgen haben und sogar zur Berufsunfähigkeit führen. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 03.08.2015 um 15:05
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Berufsunfähig zu werden ist gerade in jungen Jahren ein schweres Los. Wer eine BU-Versicherung abgeschlossen hat, ist zwar auf der sicheren Seite, muss aber einiges beachten, bis die BU-Rente tatsächlich ausgezahlt wird.

Es war nur eine kleine Hautverletzung, der Heiko B. zunächst keine Bedeutung zumaß. Umso mehr traf ihn die ärztliche Diagnose, die erst Monate später nach heftigen Krankheitssymptomen gestellt wurde – Borreliose durch den Biss einer Zecke. Der 24-jährige Feuerwehrmann konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben und beantragte eine Berufsunfähigkeitsrente.

Ein Blick in die tatsächlichen Leistungsfälle der BU-Versicherer offenbart, dass eine Absicherung der Arbeitskraft insbesondere für junge Menschen von essenzieller Bedeutung ist. Fälle wie die einer Restaurantfachfrau (28, Fahrradsturz auf Gehweg, schwere bleibende Schäden), einer kaufmännischen Angestellte (21, Hirnblutung), einer tiermedizinischen Fachangestellten in der Ausbildung (20, schweres allergisches Symptom) oder eines Finanzbeamten (27, Depressionen) sind keine Einzelfälle – Berufsunfähigkeit in jungen Jahren ist zwar seltener als im Alter 50plus, aber dennoch eine Tatsache.

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Hilfe beim Leistungsantrag

Wenn das Schicksal zuschlägt und der BU-Fall eintritt, müssen Versicherte zunächst eine Selbstauskunft ausfüllen. Dabei geht es neben dem Gesundheitszustand auch darum, festzuhalten, welche physischen und psychischen Funktionen für den jeweiligen Beruf notwendig sind. Eine detaillierte Beschreibung des Arbeitsalltages ist daher sehr wichtig für die Beurteilung der Frage der Berufsunfähigkeit. So kann zum Beispiel eine Friseurin mit Hautekzemen wegen einer schweren Allergie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Eine Büroangestellte mit demselben Krankheitsbild bleibt jedoch prinzipiell berufsfähig.

Die BU-Versicherer bieten verschiedene Hilfestellungen bei Eintritt des Leistungsfalles an. Bei der Bayerischen und auch bei Continentale, LV 1871, Dialog und Europa Versicherungen gibt es den Service „Medical Direct“. Hier fährt eine ausgebildete Fachkraft zum Kunden und füllt zusammen mit ihm die Selbstauskunft aus. Der ausgefüllte Leistungsantrag wird dann zusammen mit den vollständigen medizinischen Unterlagen von der Leistungsabteilung geprüft. Die Versicherer senden zudem einen spezifischen Fragebogen an die behandelnden Ärzte. Versicherte sollten sich daher nach jeder Behandlung im Krankenhaus die Berichte aushändigen und ihren Arzt von der Schweigepflicht entbinden lassen.

Drei bis vier Monate Bearbeitungsdauer

In Einzelfällen kann eine BU bereits in wenigen Wochen bestätigt werden. Doch meist warten Kunden sehr viel länger. Eine Studie des Analysehauses Franke & Bornberg errechnete im vergangenen Jahr 174 Tage im Durchschnitt für die Bearbeitung von Leistungsfällen. „Diese sehr lang erscheinenden Bearbeitungszeiten haben nicht allein die Versicherer zu verantworten. Vielmehr verzögern die aufwendige Informationsbeschaffung sowie Rückfragen und nicht vollständig ausgefüllte Formulare den Prozess erheblich“, heißt es in der Studie.

Valide Daten zu dieser heiklen Größe ebenso wie zur Ablehnungs- und Klagequote im BU-Leistungsfall meldet die Branche verständlicherweise ungern. Vereinzelte Problemfälle haben in der Öffentlichkeit ein Bild gezeichnet von skrupellosen Versicherern, die sich trickreich vor ihren Leistungsversprechen drücken wollen. Die Realität ist anders, wie Franke & Bornberg auf dem AKS-Forum im vergangenen Jahr nachgewiesen hat. „Während innerhalb von zwei Jahren zehn bis zwölf abgelehnte Leistungsfälle in den Medien extensiv dargestellt wurden, hat die Branche problemlos 80.000 Leistungsfälle reguliert“, so Michael Franke gegenüber Pfefferminzia.

Eine Franke-und-Bornberg-Studie, an der sich sieben Versicherer beteiligt hatten, ergab eine Annahmequote in der BU von rund 70 Prozent. Die Gründe für eine Ablehnung lagen größtenteils im medizinischen Bereich (der BU-Grad wurde nicht erreicht) oder in einer unzureichenden Beantwortung der Antragsfragen, die zu Rücktritt und Anfechtung führten. Nur in zirka 7 Prozent aller Fälle wurden Gutachten benötigt und dies überwiegend aufgrund psychischer Erkrankungen.

Gutachten verzögern Bearbeitungsdauer

Die Erstellung von Gutachten kann die Bearbeitungszeit erheblich verlängern, zumal es mitunter zu Engpässen bei den Kapazitäten für unabhängige Gutachter kommt. Die Bayerische macht hier jedoch wichtige Angaben transparent: So betont der Versicherer, dass er mit verschiedenen Gutachtern zusammenarbeitet, die einer laufenden Qualitätssicherung unterliegen und keinesfalls länger als sechs Monate für die Beurteilung eines Falles benötigen.

In der Regel reguliert die Bayerische BU-Leistungsfälle aber innerhalb von drei bis vier Monaten. Im vergangenen Jahr hat die Bayerische über ihr Beratungsmodul Diagnose X insgesamt 160 Leistungsfälle in der BU verzeichnet. Davon waren 37 Fälle auf psychische Beschwerden zurückzuführen. Das durchschnittliche Eintrittsalter in die BU lag dabei bei 40,4 Jahren.

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