Autos parken am Rande einer Wohnstraße: im vergangenen Jahr wechselten weniger Menschen ihre Kfz-Police als noch 2019. © picture alliance / Wolfram Steinberg | Wolfram Steinberg
  • Von Juliana Demski
  • 12.01.2021 um 14:18
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lesedauer Lesedauer: ca. 01:30 Min

Die Kfz-Versicherung gehört zu den Policen mit der größten Wechseldynamik – vor allem das vermeintlich hohe Sparpotenzial lockt viele Autofahrer zu neuen Online-Tarifen. Eine aktuelle Studie zeigt nun aber: Nicht etwa mit Wechselangeboten im Internet lässt sich das meiste Geld sparen, sondern über eine persönliche Beratung bei Versicherungsvertretern oder in Kundencentern.

Im vergangenen Jahr haben 4,7 Prozent der rund 40 Millionen Kfz-Versicherungskunden ihre Police gewechselt – damit ist die Wechselaktivität zwar um rund 200.000 Kündiger auf gut 1,9 Millionen gefallen. Im Durchschnitt sparten die Vertrags- und Anbieterwechsler jedoch immerhin 132 Euro jährlich, wie eine Studie des Beratungsinstituts Sirius Campus zeigt – und das bedeutete für die gesamte Kfz-Versicherungssparte im vergangenen Jahr einen wechselbedingten Beitragsschwund von rund 250 Millionen Euro.

Interessant ist: Trotz der vielen Wechselangebote aus Vergleichsportalen im Internet konnten Kfz-Versicherte die größten Einsparungen in einer persönlichen Beratung bei Vertretern (197 Euro Jahresprämie) und in Kundencentern (186 Euro) erzielen. Vergleichsportale (96 Euro) und Makler (73 Euro) konnten im Vergleich nur deutlich geringere Beitragseinsparungen erreichen. Die Vertriebskanäle Sparkassen (110 Euro), telefonisch direkt (135 Euro) und online direkt bei einer Gesellschaft (125 Euro), bieten den Wechslern indes einen laut Sirius Campus „durchschnittlichen“ Sparvorteil.

Check24 eilt davon

Insgesamt schließen jedoch nur etwas weniger als die Hälfte aller Wechsler (44 Prozent) ihre neue Kfz-Versicherung im Rahmen einer persönlichen Beratung ab – also bei Maklern, Vertretern, Beratern in Kundencentern oder Sparkassen beziehungsweise Banken. Mit 54 Prozent nutzen etwas mehr Wechsler Vergleichsrechner oder den direkten Online- oder Telefonkontakt zu einem Versicherer.

Insbesondere auf Kosten der Versicherungsmakler haben in diesem Jahr die Online-Abschlüsse – hauptsächlich direkt bei den Versicherungsgesellschaften – im Vorjahresvergleich um rund 10 Prozentpunkte zugenommen.

Unter den Vergleichsportalen konnte sich Marktführer Check24 mit 18 Prozent (Vorjahr: 15 Prozent) der Nutzer für eine Angebotsberechnung während der Wechselphase weiter von Verivox (3 Prozent, Vorjahr: 4 Prozent) absetzen.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung:

Auf der Suche nach dem besten neuen Angebot wählt nur ein Drittel der Wechsler (31 Prozent) einen Tarif mit dem absolut niedrigsten Preis. Für die Mehrheit sind Qualitätsaspekte wie beispielsweise der Absicherungsumfang (30 Prozent), eine freie Werkstattwahl (24 Prozent) oder Schadenfreiheitsrabattretter (22 Prozent) wichtigere Entscheidungsgrundlagen.

„Der sanfte Lockdown im November 2020 hat die Wechselaktivität insgesamt und die Beratungshäufigkeit bei einem persönlichen Vermittler ausgebremst“, kommentiert Oliver Gaedeke, Gründer und Geschäftsführer von Sirius Campus, die Studienergebnisse. „Jedoch war auch das Sparpotenzial in diesem Jahr um durchschnittlich 40 Euro des Jahresbeitrags geringer, da mehr Kunden ein besseres Angebot ihrer aktuellen Gesellschaft erhalten haben.“

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Juliana

Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

kommentare
Wolfgang Otto
Vor 3 Jahren

Die Aussagen der Studie kann ich nur bestätigen. Bei ausführlicher Bedarfsermittlung und individueller Produktauswahl sowie Beratung lassen sich meist größere Verbesserungen in Leistung und Preis für den Kunden realisieren als bei den grossen Vergleichsportalen. Der damit zusammenhängende Zeit – und Arbeitsaufwand für die Agentur ist jedoch nicht vertretbar und wird bei uns nur bei Premiumkunden in Kauf genommen. Die niedrigen Provisionssätze im Kfz- Bereich kommen erschwerend hinzu.

Kiefer
Vor 3 Jahren

Ich halte diese Studie für ungenau und zumindest tendenziös formuliert. Ich bin seit 2002 im Exklusivvertrieb unterwegs, und mein Herz schlägt für diesen Vertriebsweg. Persönliche Beratung ist durch NICHTS zu ersetzen. Aber wir wissen auch – egal wie gut und günstig Du bist, es gibt IMMER einen, der es billiger macht. Von daher haben Exklusivvertreter gar keine Chance, vorrausgesetzt es geht dem Kunden rein um den Preis.
Da ja auch im Artikel angedeutet wird, dass eben viele Kunden bei den Portalen NICHT das günstigste Produkt wählen ist die Wahl der Artikelüberschrift imho schlecht gewählt.

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Wolfgang Otto
Vor 3 Jahren

Die Aussagen der Studie kann ich nur bestätigen. Bei ausführlicher Bedarfsermittlung und individueller Produktauswahl sowie Beratung lassen sich meist größere Verbesserungen in Leistung und Preis für den Kunden realisieren als bei den grossen Vergleichsportalen. Der damit zusammenhängende Zeit – und Arbeitsaufwand für die Agentur ist jedoch nicht vertretbar und wird bei uns nur bei Premiumkunden in Kauf genommen. Die niedrigen Provisionssätze im Kfz- Bereich kommen erschwerend hinzu.

Kiefer
Vor 3 Jahren

Ich halte diese Studie für ungenau und zumindest tendenziös formuliert. Ich bin seit 2002 im Exklusivvertrieb unterwegs, und mein Herz schlägt für diesen Vertriebsweg. Persönliche Beratung ist durch NICHTS zu ersetzen. Aber wir wissen auch – egal wie gut und günstig Du bist, es gibt IMMER einen, der es billiger macht. Von daher haben Exklusivvertreter gar keine Chance, vorrausgesetzt es geht dem Kunden rein um den Preis.
Da ja auch im Artikel angedeutet wird, dass eben viele Kunden bei den Portalen NICHT das günstigste Produkt wählen ist die Wahl der Artikelüberschrift imho schlecht gewählt.

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