Blick in die Frankfurter Börse: Auf Renditen am Aktienmarkt vertrauen auch immer mehr Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen. © dpa/picture alliance
  • Von Lorenz Klein
  • 17.10.2017 um 15:43
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Die Niedrigzinsphase lässt die Produktmacher der Versicherungsbranche mutiger werden: Nach der Lebensversicherung hält die investmentorientierte Vorsorge nun auch in der biometrischen Risikoabsicherung Einzug.

Das klassische Garantiemodell gilt in der Lebensversicherung längst als Auslaufmodell – und mit jedem weiteren Jahr, in dem die herbeigesehnte Zinswende ausbleibt, fällt der Abgesang lauter aus. Notgedrungen sucht die Branche ihr Heil in fondsbasierten Produkten. Diese kommen mit deutlich abgespeckten Garantien aus und sichern den Kunden in der Regel nur noch den Erhalt der eingezahlten Beiträge zu – und künftig wohl nicht einmal das.

Noch vor zehn Jahren hätte sich diese Entwicklung wohl kaum ein Branchenvertreter vorstellen können. Ähnliches zeigt sich, wenn man heute mit Maklern über eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) auf Fondsbasis spricht. Vorherrschender Tenor: Für bestimmte Kunden mag das interessant sein, für die meisten kommt das aber nicht infrage. Begründung: Zu riskant.

Beitragskalkulation von BU-Policen

Ist die Sorge berechtigt? Zunächst ein Blick auf die klassische Beitragskalkulation von BU-Policen: Die jährliche Risikoprämie für den Versicherten errechnet sich aus der Eintrittswahrscheinlichkeit für den Fall, dass der Versicherte berufsunfähig wird. „Die ist im Alter höher als in jungen Jahren“, erklärt Carsten Hölzemann, Produktmanager bei der Gothaer Versicherung.

„Um Kunden einen konstanten Beitrag anzubieten, wird in den ersten Jahren ein höherer Beitrag als nötig erhoben.“ Daraus baue sich in konventionellen Verträgen ein mit garantiertem Rechnungszins verzinster Deckungsstock auf. In fondsgebundenen BU-Verträgen wird der Deckungsstock hingegen durch ein Fondsvermögen ersetzt, das der Entwicklung der Kapitalmärkte folgt. Daraus wird dann der höhere Beitrag im Alter finanziert.

„Wenn die Fonds sich entwickeln wie angenommen, ist das Fondsvermögen am Ende der Laufzeit aufgebraucht“, erklärt Experte Hölzemann. Vorteil für den Versicherten: Der Beitrag  kann sehr viel günstiger kalkuliert werden als bei der konventionellen Variante. Entwickelt sich zudem das Fondsvermögen besser als berechnet, erhält der Kunde am Ende der Laufzeit das übrige Fondsvermögen ausbezahlt.

„Wir überprüfen jeden Vertrag jährlich“

Und wenn der Fonds schlecht abschneidet? „Wir überprüfen jeden Vertrag jährlich“, sagt Manager Hölzemann. „Zeichnet sich ab, dass das Fondsvermögen nicht ausreichen wird, um die Risikobeiträge zu decken, informieren wir den Kunden rechtzeitig schriftlich. Wir empfehlen dann eine Erhöhung des Beitrags.“

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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