Ein Altenpfleger mit einer Heimbewohnerin: Pflegeberufe sind einem besonders hohen Corona-Infektionsrisiko ausgesetzt. © picture alliance/KEYSTONE | CYRIL ZINGARO
  • Von Juliana Demski
  • 28.04.2021 um 12:54
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:00 Min

Das Wissenschaftliche Institut der AOK (Wido) hat eigene Versicherungsdaten dahingehend untersucht, inwiefern sich das neuartige Coronavirus auf die Fehlzeiten an deutschen Arbeitsplätzen auswirkt. Das Ergebnis: Besonders betroffen sind Pflege- und Erziehungsberufe. Außerdem musste im Schnitt jeder zwölfte Betroffene stationär im Krankenhaus behandelt werden – für die Wido-Experten ein zu hoher Wert.

Eine Zwölf-Monats-Bilanz der Arbeitsunfähigkeitsdaten von AOK-Mitgliedern zwischen März 2020 und Februar 2021 zeigt, dass in dieser Zeit 2,6 Prozent der Erwerbstätigen im Zusammenhang mit Covid19 am Arbeitsplatz gefehlt haben. 8 Prozent von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden, 2,6 Prozent dieser stationär Behandelten sind im Krankenhaus verstorben. Am häufigsten wegen Corona krankgeschrieben waren Menschen, die in der Pflege- oder der Erziehungsbranche tätig sind.

Neben Berufen in der Altenpflege (5.409 je 100.000 Beschäftigte) waren insbesondere Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege (5.338 je 100.000 Beschäftigte) sowie in der Kinderbetreuung und -erziehung (5.237 je 100.000 Beschäftigte) stark von Covid-19-bedingten Krankschreibungen betroffen. Die niedrigsten Covid19-bedingten Fehlzeiten wiesen laut der Analyse indes Berufe in der Landwirtschaft (682 Betroffene je 100.000 Beschäftigte) sowie in der Hochschullehre und Forschung (898 Betroffene je 100.000 Beschäftigte) auf.

„Die Ergebnisse verdeutlichen, dass vor allem Berufsgruppen von Covid-19 betroffen sind, deren Beschäftigte auch in den Hochphasen der Pandemie mit vielen Menschen in Kontakt kommen“, kommentiert Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido), das für die Auswertungen zuständig ist, die Ergebnisse. „Die Entscheidung der Politik, diesen Berufsgruppen auch prioritär ein Impfangebot zu unterbreiten, erscheint somit nachvollziehbar.“  

Durchschnittsalter von 42 Jahren

Laut der Analyse waren die an Covid19 erkrankten AOK-Versicherten im Schnitt 42 Jahre alt – das Durchschnittalter derjenigen, die stationär im Krankenhaus aufgenommen wurden, lag mit 48 Jahren indes etwas höher. Außerdem zeigen die AOK-Daten, dass der höchste Anteil an Erwerbstätigen, die stationär behandelt werden mussten, mit 9,9 Prozent im November 2020 erreicht worden ist.

In den Augen von Helmut Schröder sind diese Werte zu hoch. „Die Rate der Hospitalisierungen unter den Erwerbstätigen ist in der zweiten Welle ab Oktober noch einmal gestiegen“, kommentiert er die Ergebnisse. „Unternehmen sollten so weit wie möglich darauf hinwirken, dass ihre Beschäftigten im Homeoffice arbeiten und dort, wo dies nicht möglich ist, auf die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen am Arbeitsplatz achten und ihren Beschäftigten die Möglichkeit zu Selbsttests anbieten“, fordert der Wido-Experte.

Weniger Fehltage, aber längere Krankschreibungen

Ferner zeigt die Analyse, dass die ansonsten am häufigsten für Fehltage im Job verantwortlichen Krankheiten im Beobachtungszeitraum im Vergleich zum Vorjahr etwas seltener zu Krankschreibungen geführt haben – dazu gehören Muskel-Skelett-Erkrankungen, Erkrankungen der Atemwege sowie psychischen Erkrankungen. Aber: Beschäftigte, die wegen einer dieser drei Erkrankungsarten krankgeschrieben waren, fehlten dann jedoch länger am Arbeitsplatz als im Vorjahreszeitraum.

So dauerte ein Arbeitsunfähigkeitsfall wegen einer psychischen Erkrankung im Zeitraum von März 2020 bis Februar 2021 laut Analyse im Durchschnitt vier Tage länger als im Vergleichszeitraum von März 2019 bis Februar 2020. Bei Atemwegserkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen fiel die Differenz mit 2,2 beziehungsweise 1,7 Tagen je Fall etwas geringer aus.

Aus Angst nicht zum Arzt

„Wir vermuten, dass viele Beschäftigte aus Angst vor Ansteckung auf einen Arztbesuch verzichtet haben“, so Schröder. „Außerdem kann bei den Atemwegserkrankungen angenommen werden, dass die Abstands- und Hygieneregeln zu einer Abnahme der Krankschreibungen aufgrund von Atemwegserkrankungen geführt haben. Gleichzeitig deutet die gestiegene Dauer der Krankschreibungen bei den hier ausgewerteten Diagnosen darauf hin, dass die Erkrankten in der Pandemiesituation stärker belastet waren.“

autorAutorin
Juliana

Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort