Malte Wolter ist Gruppenleiter Produktmanagement Condor Leben © Condor
  • Von Oliver Lepold
  • 08.11.2018 um 12:41
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Selbstständige sollten ihre Altersvorsorge anders aufbauen als Angestellte. Malte Wolter, Gruppenleiter Produktmanagement der Condor Leben, benennt im Interview mit Pfefferminzia die Knackpunkte und stellt die Bedeutung der Basisrente für diese Zielgruppe heraus.

Pfefferminzia: Wodurch unterscheiden sich die Bedürfnisse von Selbstständigen bei der Altersvorsorge von angestellten Beschäftigten?

Malte Wolter: Angestellte zahlen bereits über die gesetzliche Rentenversicherung vergleichsweise viel in ihre Altersvorsorge ein. Wer zum Beispiel mit einem Gehalt auf Höhe der Beitragsbemessungsgrenze angestellt ist, zahlt mit dem Arbeitgeber zusammen jeden Monat 1.200 Euro für seine Rente ein. Ein Selbstständiger hat in der Regel keine Pflichtbeiträge für eine Altersversorgung aufzuwenden. Er ist selbst dafür verantwortlich, wie seine Altersvorsorge aussieht. Die aktuelle Regierung hat erklärt, dass sie sich der Altersvorsorge für Selbstständige widmen will, aber bisher gibt es dazu keine Regelung. Deswegen ist der Vorsorgebedarf in diesem Segment sehr groß.

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Warum sind viele Selbstständige so zurückhaltend bei ihrer Altersvorsorge?

Altersvorsorge hat mit Konsumverzicht zu tun und das fällt vielen schwer. Es gibt Menschen, die das einfach nicht wollen und welche, die glauben, es reicht, wenn sie später im Alter ihre Firma verkaufen oder davon leben. Aber die Rente ist nicht der eigene Betrieb! In der Beratung ist dies kein angenehmes Thema, denn Sie müssen jemandem, der mit Herzblut sein Unternehmen aufgebaut hat, klarmachen, dass die Firma in zehn Jahren eventuell nicht mehr besteht und sein Lebenswerk womöglich nicht nachhaltig ist. In Phasen guter Konjunktur sinkt das Problembewusstsein besonders. Viele Menschen kümmern sich auch daher kaum um Altersvorsorge, weil sie sehen, dass es heutigen Rentnern gut geht.

Inwieweit geht die Assekuranz mit maßgeschneiderten Angeboten auf die Zielgruppe ein?

Die Gruppe der Selbstständigen ist nicht homogen, es gibt große Einkommensunterschiede. Selbstständige sowie gut laufende mittelständische Unternehmen sind eine begehrte Zielgruppe für die Assekuranz. Für Unternehmen wie diese gibt es vor allem im Bereich der betrieblichen Altersversorgung viele Angebote auf dem Markt. Für die sehr kleinen Unternehmen wiederum bestehen nur wenig attraktive Angebote.

Die Rürup-Rente oder auch Basisrente wurde speziell für Selbstständige geschaffen, gilt jedoch nicht als Erfolg. Woran hapert es hier?

Es ist der erste Ansatz Selbstständige dazu zu bewegen, etwas für ihre Altersvorsorge zu tun. Der Staat hat dieses Produkt mit Steuervorteilen verbunden, ähnlich wie bei der Riester-Rente. Allerdings wurden auch Einschränkungen getroffen, etwa dass keine Entnahmen möglich sind und auch keine Kapitalzahlung am Ende der Ansparphase. Rürup-Produkte müssen zwingend in Form einer Rente ausbezahlt werden. Vielen Selbstständigen fehlen bei der Rürup-Rente Freiheit und Flexibilität. Sie möchten wie im Job ihr eigener Herr sein.

Was spricht für Selbstständige trotzdem dafür, eine solche Basisrente abzuschließen?

Es ist schlichtweg das beste Produkt am Markt. Die fehlende Flexibilität ist hier eher als Stärke zu sehen, denn beispielsweise der Insolvenzschutz greift nur bei einem so stark regulierten Produkt. In der Basisrente ist der Kunde aufgrund der Verfügungseinschränkungen vor sich selbst geschützt, er kann das Geld nicht für andere Zwecke entnehmen. Kommt es zu einer Insolvenz, können weder Banken noch der Insolvenzverwalter an das Geld herankommen. Das gibt es bei keinem anderen Produkt. Im Falle einer Insolvenz unterliegen alle monatlichen Einnahmen einer Pfändungsfreigrenze. Daher ergibt es im Hinblick darauf keinen Sinn, eine Basisrente so einzurichten, dass man monatlich einen sehr hohen Betrag, wie etwa 6.000 Euro daraus erhält. Sie dient viel mehr als Absicherung für tägliche Grundbedürfnisse wie Wohnen, Strom, Essen, Trinken und Mediennutzung.

Selbstständige können einen Großteil der Beiträge für Basisrenten über Sonderausgaben geltend machen. Warum wird das kaum genutzt?

Zum Teil aus Unkenntnis, zum Teil, weil es früher so kompliziert war. Die meisten Selbstständigen haben zwar einen Steuerberater, diese haben jedoch nicht alle eine detaillierte Expertise im Bereich der Basisrente. Positiv ist, die Finanzämter erhalten die Meldungen mittlerweile automatisch und seit der Zertifizierung der Produkte ist die Anerkennung über die Steuerklärung bei den Finanzämtern zum Glück kein Problem mehr.

Condor bietet eine Basisrente für Selbstständige an. Welche speziellen Vorteile bietet diese?

Wir haben die Basisrente in einer fondgebundenen Variante aufgebaut. Wir bieten einen jährlichen Fondscheck und wir sind uns der wichtigen Frage der Verrentung voll bewusst. Darüber hinaus haben wir hohe garantierte Rentenfaktoren, die für alle Beträge gelten, die man gefördert in den Vertrag einzahlen kann. Das heißt, jede Zuzahlung, jeder Beitrag, der im Rahmen der gesetzlichen Fördergrenzen liegt – derzeit 47.424 Euro –, wird zu den garantierten Rechnungsgrundlagen verrentet.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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