Rohre einer Erdöl-Raffinerie in Köln: Vor allem die Energiepreise zogen überdurchschnittlich an. © picture alliance/dpa | Federico Gambarini
  • Von Andreas Harms
  • 02.03.2022 um 12:18
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Die vorläufigen Zahlen für Februar zeigen, dass die Preise weiter kräftig gestiegen sind. Obwohl der Preisschub durch den Krieg in der Ukraine noch gar nicht enthalten ist, wie Experten anmerken.

Die Inflationsrate in Deutschland liegt im Februar weiter hoch. Genaugenommen geht das Statistische Bundesamt (Destatis) laut vorläufigen Zahlen davon aus, dass die Preise im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent gestiegen sind. Der mit anderen Ländern der Eurozone harmonisierte Preisindex zog sogar um 5,5 Prozent an.

Besonders stark ging es mit 22,5 Prozent für Energie nach oben. Unterdurchschnittlich hingegen stiegen die Wohnungsmieten: 1,5 Prozent. Mehr Details meldete das Bundesamt noch nicht.

Die Werte liegen deutlich über dem offiziellen Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent. Aber sogar noch unter den Zahlen für die Eurozone. Denn das Amt Eurostat meldet für den Euroraum eine vorläufige Inflation von 5,8 Prozent und ein Preisplus bei Energie von 31,7 Prozent.

Deshalb erwarten manche Experten, dass die EZB ihre Geldpolitik früher straffen könnte als geplant. Zum Beispiel Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management, der sich einen regelrechten Preisschock bei Erdgas und Erdöl vorstellen kann:

Russland könnte möglicherweise den Erdgasfluss durch die Ukraine unterbrechen und damit etwa 20 Prozent der europäischen Erdgasversorgung abschneiden, was zu einem größeren Preisschock und möglicherweise zu Rationierungen führen könnte.

Das wiederum könnte dazu führen, „dass die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik stärker und früher straffen, was wiederum die Aktienmärkte nach unten drückt“.

Zahlen in Richtung 6 Prozent denkbar

Auch andere Häuser rechnen eher nicht mit demnächst sinkender Inflation. So heißt es von Union Investment:

Angesichts des Kriegs in der Ukraine deutet aktuell wenig darauf hin, dass die Inflation rasch nachlässt. Zwar werden höhere Energiepreise manche Unternehmen dazu veranlassen, die Produktion etwas zurückzuschrauben – und damit inflationsdämpfend wirken. Das macht aber die steigenden Kosten für Energierohstoffe und bestimmte Lebensmittel nicht wett. Daher sollte die Teuerung in den kommenden Monaten noch einmal höher ausfallen. Im März und April sind auch Zahlen Richtung 6 Prozent denkbar.

In ähnliche Richtung äußert sich auch der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater. Der aktuelle Preisschub für Öl und Gas durch den Krieg in der Ukraine sei in den Zahlen vom Februar noch gar nicht enthalten. Die Inflationsrate werde also in den kommenden beiden Monaten nochmals um etwa einen Prozentpunkt steigen, kündigt er gegenüber dem „Handelsblatt“ an.

Nächste Woche Donnerstag tagen die Euro-Hüter in Frankfurt wieder. Es könnte interessant werden.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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