Börsenhändler vor der Dax-Tafel: Immer mehr Menschen legen ihr Geld an der Börse an. © picture alliance / dpa | Frank Rumpenhorst
  • Von Achim Nixdorf
  • 11.02.2022 um 17:05
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Mit Zuflüssen von 256 Milliarden Euro beim Neugeschäft war 2021 für die Fondsgesellschaften ein absolutes Ausnahmejahr. Das gab der deutsche Fondsverband BVI jetzt bekannt. Viele Sparer, so mutmaßt man dort, haben offenbar in Zeiten von Negativzinsen und steigenden Börsenkursen ihre chronische Distanz zur Wertpapieranlage verloren.

Alexander Schindler, Präsident des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI), blickt voller Zufriedenheit auf das vergangene Jahr zurück. „2021 war ein Ausnahmejahr. Die Fondsgesellschaften verwalten mit 4.334 Milliarden Euro ein Rekordvermögen, und Fonds erzielten mit einem Neugeschäft von 256 Milliarden Euro ihr bestes Absatzjahr“, bilanzierte er jüngst auf einer Pressekonferenz seines Verbands.

Die Hauptgründe für den Absatzrekord sieht Schindler vor allem in der hohen Inflationsrate und der anhaltenden Niedrigzinspolitik. Zuletzt seien Anleger in den 1970er Jahren mit so niedrigen Realzinsen konfrontiert gewesen. Angesichts dieser Lage hätten viele Bürger 2021 die Wertpapieranlage für sich entdeckt. Es sei daher nicht verwunderlich, dass immer mehr Geld auch in Publikumsfonds angelegt werde. „Viele Sparer haben offenbar ihre chronische Distanz zur Wertpapieranlage verloren“, so Schindler.

Die kräftigen Mittelzuflüsse und die steigenden Aktienkurse hätten zu der neuen Bestmarke beim verwalteten Vermögen geführt. In den vergangenen zehn Jahren sei dieses um über 140 Prozent gestiegen. „Der deutsche Fondsmarkt bestätigt damit einmal mehr seine führende Position in Europa.“

Deutschland ist größter Fondsmarkt in der EU

Nach Angaben der Europäischen Zentralbank ist Deutschland mit einem Anteil von 27 Prozent der größte Fondsmarkt in der EU. In Deutschland sind offene Spezialfonds mit einem Vermögen von 2.188 Billionen Euro die größte Fondsgruppe. Zusammen mit den Mandaten im Wert von 634 Milliarden Euro entfallen fast zwei Drittel des verwalteten Gesamtvermögens auf das rein institutionelle Geschäft zum Beispiel mit Altersvorsorge-Einrichtungen und Versicherungsgesellschaften. Eine weitere Bestmarke gibt es bei den offenen Publikumsfonds. Sie verwalten ein Rekordvermögen von 1.471 Billionen Euro. Auch das Netto-Vermögen geschlossener Fonds ist in den vergangenen drei Jahren von 14 auf 41 Milliarden Euro gestiegen.

Die stabilste Stütze im Neugeschäft sind laut BVI offene Spezialfonds. Ihnen floss mit netto 131 Milliarden Euro eine neue Rekordsumme zu. Bislang war 2015 mit 121 Milliarden Euro ihr stärkstes Absatzjahr. Auch offene Publikumsfonds übertrafen beim Neugeschäft mit 118 Milliarden Euro deutlich ihre Rekordmarke aus dem Jahr 2000 mit 75 Milliarden Euro. Seit 2019 haben Publikumsfonds ihre Zuflüsse damit pro Kalenderjahr jeweils mehr als verdoppeln können (siehe Grafik).

Aktienfonds immer beliebter

Beim Neugeschäft der offenen Publikumsfonds führen Aktienfonds mit 50 Milliarden Euro die Absatzliste an. Allein im ersten Quartal des vergangenen Jahres erzielten sie nach BVI-Angaben fast die Hälfte des Neugeschäfts. Im Gesamtjahr 2021 haben sich die Zuflüsse in Aktienfonds gegenüber 2020 (20,9 Milliarden Euro) mehr als verdoppelt. Aktiv gemanagte Aktienfonds erzielten netto 31,8 Milliarden Euro und Aktien-ETFs 18,2 Milliarden Euro. Danach folgen Mischfonds mit Zuflüssen in Höhe von 41,8 Milliarden Euro, Rentenfonds (10,3 Milliarden Euro) und Immobilienfonds (7,2 Milliarden Euro).

Sind deutsche Fondsgesellschaften zu vorsichtig?

Publikumsfonds mit Nachhaltigkeits-Merkmalen verzeichneten 2021 Zuflüsse von 60 Milliarden Euro (Vorjahr: 21 Milliarden Euro). Im Vergleich zu anderen Fondsmärkten sei hier noch deutlich Luft nach oben, meint Alexander Schindler. „Offenbar sind die Fondsgesellschaften in Deutschland bei der Klassifizierung ihrer Fonds als nachhaltig im Sinne der Offenlegungsverordnung vorsichtiger als ihre Kollegen im Ausland.“

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Achim

Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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