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  • Von Redaktion
  • 12.06.2013 um 15:22
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2014 kommt die Finanztransaktionssteuer. Experten befürchten gravierende Folgen – aber nicht für Banken und eifrige Wertpapierhändler. Sparer, die über klassische Versicherungen, Fondspolicen oder Riester-Produkte fürs Alter vorsorgen wollen, werden die Zeche zahlen müssen, glaubt Torsten Utecht, Finanzvorstand der Generali Deutschland Holding.

Pfefferminzia: Ist die Transaktionssteuer Ihrer Ansicht nach der richtige Weg, um die Verursacher von Finanzkrisen an den Folgen zu beteiligen?

Torsten Utecht: Ich sehe die Einführung einer Finanztransaktionssteuer in der geplanten Form kritisch, auch wenn sie grundsätzlich zur Stabilisierung der Finanz- und Aktienmärkte beitragen kann. Den Banken ist sicherlich eine Mitverantwortung an der sogenannten Subprime-Krise zuzurechnen, ihre Verantwortlichkeit in der Staatsschuldenkrise ist aber eher gering. Außerdem wären durch die Steuer alle Finanzinstitute getroffen – darunter auch Versicherungsunternehmen, Pensionsfonds und Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge, die nicht ursächlich für die Finanzkrise verantwortlich waren und jetzt trotzdem wieder unter den Folgen zu leiden hätten.

Zudem halte ich es für bedenklich, dass es voraussichtlich keine europaweite Einführung der Finanztransaktionssteuer geben wird. Der Einfluss auf den sogenannten Hochfrequenzhandel würde insgesamt relativ gering bleiben, wenn sich beispielsweise Länder wie Großbritannien nicht an der Einführung der Steuer beteiligen.

Pfefferminzia: Welche Auswirkung wird die Steuer auf die Kapitalanlage Ihres Hauses haben?

Utecht: Unsere Kapitalanlage wird sich nicht wesentlich ändern. Versicherer sind auch heute nicht auf Handel ausgerichtet, sondern gelten eher als passive Investoren. Die Finanztransaktionssteuer wird somit keine Veränderung hin zu einer verstärkten Nutzung von Derivaten hervorrufen. Der Einsatz von Derivaten ist und bleibt für Versicherer ein Nebenthema. Die gesamte Portfoliorendite würde aber durchschnittlich mit 3 bis 4 Basispunkten belastet werden. Das entspricht fast einer Verdoppelung der heutigen Kosten für die Verwaltung der Kapitalanlagen, ohne laufende Abschreibungen auf Immobilien und Gemeinkostenzuschläge.

Pfefferminzia: Und wie sieht es bei den Fondspolicen aus?

Utecht: Kunden, die über fondsgebundene Versicherungen vorsorgen, sind keine „Daytrader“. Insofern werden sich die Transaktionskosten durch einen vom Kunden gewünschten Fondswechsel in Grenzen halten. Alle CPPI-Mechanismen aber, wie dynamische Hybride und Garantiefondskonzepte, werden teurer. Auch Dachfonds werden unattraktiver. Das gilt ebenfalls für Fonds, die regelmäßig die Risikostreuung neu ausrichten. Die Finanztransaktionssteuer wird das Risiko-Rendite-Profil dieser Fonds verändern.

Lesen Sie weitere Stimmen zur Finanztransaktionssteuer hier.

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