Euro-Scheine. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 06.06.2016 um 17:05
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Über Fintechs können sich private Anleger an Unternehmen beteiligen. Die Anbieter stellen hohe Zinsen in Aussicht. Doch wie seriös können solche Geschäftsmodelle in Zeiten der Niedrigzinsen sein?

Auf der Crowdinvesting-Plattform Companisto umwirbt die Geschäftsführung in diesen Tagen Anleger für ein Filialkonzept. Der Händler hat schon mehr als 430.000 Euro bei 570 Investoren eingesammelt. Kein Wunder, wirbt er doch nach Angaben von sueddeutsche.de mit einer jährlichen Verzinsung von acht Prozent, bei einer Laufzeit von vier Jahren. Verlockend, in der Niedrigzins-Ära geradezu umwerfend. Und genau deshalb ziemlich riskant.

Crowdinvesting ist der Fachbegriff für ein relativ junges Modell der Geldanlage. Auf Online-Plattformen wie Companisto, Seedmatch oder Deutsche Mikroinvest können sich private Geldgeber dabei an Unternehmen beteiligen und dafür Zinsen kassieren. Mal ist es ein gerade erst gegründetes Unternehmen, das Geld braucht, um seine Idee zu verwirklichen, mal sucht eine mehr als zehn Jahre alte Firma wie der Tierfutterhändler Hundemaxx frisches Kapital. Es gibt Plattformen wie Bettervest, die sich auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz-Projekte spezialisiert haben, oder Portale wie Bergfürst, die Immobilien-Investments anbieten. Im ersten Quartal kamen nach Angaben des Branchendiensts Für-Gründer.de knapp zehn Millionen Euro über die Plattformen zusammen.

Noch ein Nischenmarkt, aber einer, in dem Anleger sehr attraktive Zinsversprechen vorfinden. Das sollte in erster Linie skeptisch machen. Feste Verzinsungen von acht Prozent bedeuten ein Niveau, das Anleger sonst nur auf dem grauen Kapitalmarkt finden. Das ist jener nicht regulierte Bereich des Kapitalmarkts, in dem hoch riskante und intransparente Deals oft zum Nachteil der Investoren abgeschlossen werden.

Laut sueddeutsche.de bedienen sich die Crowdinvesting-Plattformen eines Instruments, das im grauen Kapitalmarkt sehr verbreitet ist: paritätische Nachrangdarlehen. Im Fall einer Insolvenz werden diese Darlehen wie Eigenkapital behandelt, die Gläubiger erhalten dann ihr Geld als letzte. Wer einem Unternehmen per Crowdinvesting sein Geld gibt, geht also in den meisten Fällen eine unternehmerische Beteiligung mit maximalem Risiko ein. Nicht umsonst steht über jedem Angebot bei Companisto der Warnhinweis: „Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Kapitals führen.“

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Für die Altersvorsorge ist das also definitiv nichts. Es griffe aber zu kurz, nur vor diesen Investments zu warnen. Seit einigen Jahren haben Anleger über die Plattformen erstmals die Möglichkeit, sich unkompliziert – und transparenter als sonst im grauen Kapitalmarkt – schon mit kleinen Summen an Firmen zu beteiligen oder in Start-up-Ideen zu investieren. Wer sich solche Beteiligungen vorstellen kann, sollte auf jeden Fall Geld übrig haben, das nicht für später gedacht ist. Vorher sollten Anleger möglichst alles über den Zustand des Unternehmens herausfinden – und im Zweifel lieber nicht investieren. Als kleiner Anteil der eigenen Geldanlagen sind Crowd-Investments grundsätzlich vorstellbar. Auch dabei gilt: Lieber das Geld gleich auf mehrere Projekte verteilen.

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