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  • Von Redaktion
  • 26.07.2016 um 10:35
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Wird man in 15 Jahren von seiner gesetzlichen Rente noch leben können? Experten aus Politik und Wissenschaft diskutierten medienwirksam über die Zukunft des deutschen Rentensystems. Auslöser waren Recherchen des Westdeutschen Rundfunks. Das Ergebnis: Laut den WDR-Berechnungen droht ab 2030 aus heutiger Sicht jedem zweiten Neurentner in Deutschland die Altersarmut.

Die Frage des Westdeutschen Rundfunks lautete: Wer liegt im Jahr 2042 mit seinem Rentenanspruch unterhalb der gesetzlichen Grundsicherungsgrenze und ist bei Renteneintritt nicht nur auf einmal alt, sondern auch arm? Das Ergebnis war erschreckend: Ab 2030 droht aus heutiger Sicht jedem zweiten Neurentner in Deutschland die Altersarmut. Wer jetzt schon sehr wenig verdient, in Teilzeit arbeitet, als Minijobber oder auch als Soloselbstständiger unterwegs ist, für den ist das künftige Armutsrisiko den WDR-Berechnungen zufolge am höchsten.

Gerade die Jugend ist mit dem Thema Altersvorsorge überfordert

Schnell erkannte auch die Politik ihre Chance und machte die Zukunft der Rente knapp anderthalb Jahre vor der Bundestagswahl parteiübergreifend zum vorübergehenden Wahlkampfthema. Vorübergehend deshalb, weil abgesehen von der hektischen Vorstellung möglichst populärer Änderungsvorschläge heute, acht Wochen später, das Thema wieder weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden ist. Da geht es den Medien und der Politik wie vielen Betroffenen selbst. Die Rente ist für sie einfach noch zu weit weg. Gedanken machen sich zwar die meisten, aber nur wenige handeln auch. Besonders die Jugend ist mit dem Thema Altersvorsorge noch überfordert, wie eine Studie des Versorgungswerks MetallRente und von TNS Infratest Sozialforschung zeigt. Gerade mal ein Drittel der 17- bis 27-Jährigen legt demnach etwas für das Alter zurück. Vorzug haben für diese Generation näherliegende Projekte wie die Finanzierung des Studiums oder der Traum von den eigenen vier Wänden.

Riester-Renten ohne wirkliche Chance auf Ertrag

Wer in seiner Jugend an die Lebensphase, die manchmal noch ein halbes Jahrhundert weg liegt, keinen Gedanken verschwendet, sollte dann aber spätestens im Berufsleben an später denken. Aber genau hier liegt das Problem. Wer im Job schon wenig verdient, legt erfahrungsgemäß nur wenig bis gar nichts auf die hohe Kante. Auch die eigentlich gerade für Geringverdiener gedachte, staatlich geförderte private Altersvorsorge –Riester-Rente genannt – nutzen nur wenige. Und diejenigen, die sie nutzen, können sich nicht sicher sein, ob sie später nach Abzug aller Kosten überhaupt noch Erträge aus dieser Kapitalanlage erzielen werden. Grund dafür ist die derzeitige Zinssituation. Der Gesetzgeber verlangt für dieses Modell eine Garantie für die eingezahlten Beträge. Da davon auszugehen ist, dass uns die tiefen Zinsen noch eine Weile erhalten bleiben, werden die hohen Kosten für die Erwirtschaftung dieser Garantie in den kommenden Jahren sämtliche positiven Renditen auffressen.

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